Esel, Schafe, Ziegen: Nutztiere machen viel Arbeit

Gießen (dpa/tmn) - Wer sich privat Nutztiere wie Esel, Ziegen oder Schafe halten möchte, muss einiges beachten: Sie brauchen einen Stall, eine große Weide - und tolerante Nachbarn.

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Tierfreunde mit viel Platz und Zeit können sich Nutztiere wie Esel, Ziegen und Schafe halten. Allerdings müssen sie vorher allerlei klären: Welche Bedürfnisse haben diese Tiere? Können sie artgerecht gehalten werden? Und wohin mit dem Mist? Wer nicht auf einem Bauernhof lebt, sollte sich vorab im örtlichen Rathaus erkundigen, ob eine Nutztierhaltung im kleinen Rahmen in seinem Gebiet überhaupt erlaubt ist.

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„Diese Chance besteht wohl nur in ländlichen Gebieten, und auch da nicht in reinen Wohn-, sondern nur in Mischgebieten“, sagt der Frankfurter Rechtsanwalt Maximilian Schewe.

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Zur guten Haltung gehört natürlich eine Weide, die möglichst groß sein sollte. So haben nicht nur die Tiere mehr Platz. Die Grasnarbe wird weniger beansprucht, außerdem ist die Gefahr von Parasiten und Infektionen nicht so hoch. Beim Thema Mist sollten die Halter mit den Landwirten im Ort sprechen - sie können die Fäkalien als Dünger für ihre Äcker nutzen. Hier eine Übersicht, was die Tiere im Einzelnen brauchen:

Schafe: Im Sommer wollen Schafe eine gute Weide. Im Winter reicht ihnen ein Stall mit Heu und Stroh. „Eine Zufütterung ist nur dann nötig, wenn eine gewisse Leistung erwartet wird, also zum Beispiel in der Mast oder der Milchgewinnung“, sagt der Tierarzt Henrik Wagner von der Universitätsklinik in Gießen. Als Herdentier lebt ein Schaf nicht gerne alleine, mindestens zu dritt sollten sie sein.

„Ein solider Zaun ist eine wichtige Voraussetzung für die Schafhaltung“, sagt Alice Stern-Les Landes. Sie hat ein Buch zur Nutztierhaltung im eigenen Garten geschrieben. Selbst brave Tiere würden Schwachstellen im Zaun entdecken und ausnutzen.

Schafe mit ihrem dicken Fell trotzen Wind und Wetter, ihnen reicht daher auf der Weide ein natürlicher Unterstand wie Hecken oder Bäume. Nur wenn das Wetter ganz schlecht wird, müssen sie in den Stall. „Ihre Wohlfühltemperatur liegt deutlich unter denen des Menschen“, sagt der Tierarzt Wagner.

Ziegen: Ziegen haben es im Gegensatz zu den meist braven Schafen faustdick hinter den Ohren. „Sie sind eher Individualisten“, beschreibt Wagner. Laut Stern-Les Landes sind die meckernden Vierbeiner hochintelligent und voller Schabernack. Das mag nicht jeder Nachbar von Ziegenhaltern positiv sehen. Denn Ziegen sind Kletterkünstler, sie brechen gerne aus und knabbern in fremden Gärten. Auch der Krach von meckernden Ziegen ist nicht zu unterschätzen, der Geruch ist ebenfalls nicht jedermanns Sache.

Ziegen müssen deutlich mehr Zeit im Stall verbringen als Schafe, denn sie haben keine schützende Unterwolle und nur ein dünnes Fell. „Acht Grad sind im Winter ideal“, rät Stern-Les Landes. Der Stall sollte hell, sauber und wegen der Kletterleidenschaft seiner Bewohner stabil gebaut sein.

Esel: Diese Vierbeiner sind Individualisten, sie gelten außerdem als störrisch. Das macht den Umgang für Halter manchmal etwas anstrengend. Außerdem wollen sie nicht alleine sein, am harmonischsten leben sie mit Geschlechtsgenossen zusammen. Empfehlenswert sind also reine Stuten- oder Wallachherden.

Esel sollten im Sommer auf kargen Weiden gehalten werden, im Winter reicht ihnen im Stall in der Regel Stroh und Heu. Nur wenn sie sportlich aktiv werden - etwas als Begleitung ihres Besitzers beim Wandern oder als Reittier - können sie zum Beispiel Hafer oder ein spezielles Müsli in die Krippe bekommen.

Literatur:

Alice Stern-Les Landes: Tiere halten hinterm Haus, Kosmos, 176 Seiten, 14,95 Euro, ISBN-13: 9783440122761