Liebe auf Zeit: Hamster sind empfindlich und schnell gestresst
Berlin (dpa/tmn) - Goldbraunes Fell, spitze Schnauze und Kulleraugen: In der Kategorie Niedlichkeit sammelt der Hamster viele Punkte. Doch der äußere Eindruck täuscht: Der Nager mag kein Gekuschel. Auch Licht, Lärm und Langeweile schlagen ihm aufs Gemüt.
Die Schotten dicht, mucksmäuschenstill und die Nacht zum Tage machen: So haben es Hamster am liebsten. Denn die Nager werden nicht gerne gestört und sind Eigenbrötler. Ganz ohne Beschäftigung geht es aber nicht. Besitzer sollten ihnen viele Möglichkeiten zur Beschäftigung geben - mit Eierkarton, Baumstumpf oder Holzwippe.
Der syrische Goldhamster ist als Haustier sehr beliebt, wird aber oft nicht artgerecht gehalten. Die laute Stereoanlage neben dem Käfig, kreischende Kinder und Tageslicht: Da müssen Besitzer sich nicht wundern, wenn der Nager zubeißt. Hamster sind ideale Tiere für Erwachsene, die dem kleinen Tier abends zur Entspannung beim Klettern und Krabbeln zuschauen wollen.
„Hamster sind keine Einsteigertiere“, sagt Thomas Steidl, Mitglied im Ausschuss Kleintiere der Bundestierärztekammer. „Die Haltung ist kompliziert, zeitintensiv und auch nicht ganz billig.“ Denn mit der Anschaffung des Tieres sei es noch lange nicht getan: Käfig und Ausstattung können ein paar Hundert Euro kosten.
Für Kinder eignen sich die kleinen Nager nicht. „Hamster sind nachtaktiv und daher gänzlich ungeeignet für Kinderzimmer“, erläutert Steidl. Wer das Tier tagsüber weckt, müsse mit Bissen und Kratzwunden rechnen. Er habe außerdem schon oft erlebt, dass Kinder ihr Haustier als Spielzeug gebrauchen. „Sie legen den Hamster in einen Koffer oder setzen ihn in die elektrische Eisenbahn.“
Am besten werden Hamster alleine gehalten. Leben die Tiere zusammen, kommt es zu lebensbedrohlichen Kämpfen. „Nur in der Paarungszeit und für einen sehr begrenzten Zeitraum werden Hamster gemeinsam gehalten“, sagt Astrid Behr vom Bundesverband praktizierender Tierärzte.
Für den Käfig gilt: je größer, desto besser. „Die Grundfläche sollte zwischen einem halben und einem Quadratmeter groß sein. In der Zoohandlung sind die Käfige meist zu klein“, sagt Ursula Bauer, Geschäftsführerin von der Aktion Tier in Berlin. Am besten bauen Halter daher selbst ein geeignetes Gehege: „Da sind Kreativität und ein bisschen handwerkliches Geschick gefragt.“
Für die Grundausstattung sind Futter- und Wassernapf, alternativ eine Tränke und ein Schlafhaus wichtig. „Zu der Grundausstattung muss ich dem Hamster aber auch noch möglichst viele Erlebnismöglichkeiten bieten“, erklärt Bauer. Heuhaufen, Holzlabyrinth, Eierkarton, Tonröhren oder Steine - der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Da Hamster gerne knabbern, sollte besser auf Lack oder Plastik verzichtet werden.
Auch ein Hamsterrad sei ein sinnvolles Spielzeug, sollte aber mit anderen Dingen kombiniert werden. „Ein Hamsterrad ist auf keinen Fall ein Ersatz für einen großen Käfig.“ Um dem Hamster noch mehr Bewegung zu ermöglichen, kann man ihn auch aus dem Käfig nehmen und frei laufen lassen. „Aber nur unter Aufsicht“, warnt Behr. Die kleinen Nager seien ansonsten schnell unter Möbeln verschwunden oder knabberten an Stromkabeln. Die Besitzer sollten daher am besten einen Raum für den Hamster abgrenzen, damit er nicht hinter Sofa, Gardine oder Schrankwand kriecht.
In Freiheit genießen Hamster einen abwechslungsreichen Speiseplan - daher sollten auch Besitzer zu Hause darauf achten und grundsätzlich jeden Tag hochwertiges Trockenfutter mit einem hohen Anteil verschiedener Getreidesorten füttern. „Fetthaltige und energiereiche Produkte wie Nüsse und Weizen sowie zuckerhaltige Nagersnacks am besten nur in geringen Mengen verfüttern, da Hamster sonst - genau wie Menschen - fett werden und Zahnprobleme bekommen“, sagt Bauer.
Auf den Speiseplan gehört außerdem eine tägliche Portion Gemüse und Grünfutter. „Man muss aber in kleinen Dimensionen denken“, sagt Bauer, „also zum Beispiel ein fingernagelgroßes Stück Paprika, dazu eine halbe Scheibe Gurke und eine dünne Scheibe Möhre.“ Obst sollte dagegen höchstens einmal die Woche verfüttert werden. Dazu müssen Besitzer noch wissen: Hamster sind keine Vegetarier. „Drei bis viermal die Woche sollten die Nager auch tierisches Eiweiß bekommen.“ Das können beispielsweise getrocknete Grillen, ein Mehlwurm oder Hüttenkäse sein.
Besonders alt werden Hamster leider nicht: Nur etwa zwei bis vier Jahre leben sie. „Das ist immer nur eine Liebe auf Zeit“, sagt Bauer. Generell gilt: Stress verringert die Lebenszeit. Um den zu verhindern, sollte der Hamster möglichst keiner lauten Musik und Gekreische ausgesetzt werden. „Hamster sind eher Tiere zum Beobachten als zum Schmusen“, sagt Bauer.
Generell müssen Besitzer dem Hamster Zeit geben, sich an ihn zu gewöhnen, erklärt Steidl. Seine Tipps: Mit ihm reden und ihn aus der Hand füttern. Dann kann das Tier zahm und zutraulich werden.