Wo Himbeere draufsteht, ist oft gar keine drin
Fruchtaromen stammen meist aus dem Labor. Frisches Obst landet höchstens als Foto auf der Verpackung.
Düsseldorf. Ein „Himbeer-Vanille-Abenteuer“ verspricht Teekanne mit seinem Kindertee Felix. Für dieses Werbeversprechen wurde der Düsseldorfer Konzern nun verklagt. Der Vorwurf: Das Produkt werde zwar mit Bildern von Himbeeren und Vanilleblüten beworben, im Tee selbst sei dagegen weder das eine noch das andere enthalten. Ein Skandal? Eher Alltag in der Lebensmittelbranche.
Laut deutschem Lebensmittelrecht muss etwa ein Joghurt nur sechs Prozent Obst enthalten, um als Fruchtjoghurt verkauft werden zu können — pro 100 Gramm wäre das weniger als eine halbe Erdbeere. Die rosarote Farbe wird für gewöhnlich mit Rote-Bete-Saft erzeugt, der vollmundige Geschmack durch Aromen aus dem Labor.
Das hat aus Sicht der Industrie durchaus Sinn. Zum einen können kaum genug Erdbeeren, Himbeeren oder Äpfel geerntet werden, um all die Tees, Fruchtgummis, Bonbons und Joghurts zu aromatisieren. Zum anderen können nur so Tiefpreise garantiert werden.
Nur für den Verbraucher ist diese Praxis bisweilen gar nicht appetitlich. So wird Erdbeeraroma unter anderem aus Holzextrakten gewonnen.
Vanillegeschmack wird laut Verbraucherzentrale Hamburg unter anderem aus biochemisch verwandten Sulfitabfällen der Papierindustrie erzeugt. Armin Valet von der Verbraucherzentrale kritisiert: „Aromen sind wie eine Black Box. Man kann letztlich nie wissen, was drin ist.“
Sein Tipp: Nur wenn in der Zutatenlisten von „natürlichem Himbeeraroma“ die Rede ist, wurde es tatsächlich aus den Früchten gewonnen. „Natürliches Aroma“ mit Himbeergeschmack kann auch aus biochemisch verwandten Pflanzen erzeugt worden sein. Wenn einfach nur von „Aromen“ die Rede ist, handelt es sich um Kunstprodukte aus dem Chemie-Labor.