5 Jahre nach Eyjafjallajökull: Vulkan-Tourismus auf Island
Reykjavik (dpa/tmn) — Ey-ja-fjal-la-jö-kull: Ein Vulkan mit einem fast unaussprechlichen Namen auf einer abgeschiedenen Insel hat vor fünf Jahren die internationalen Schlagzeilen bestimmt. Die gigantische Aschewolke, die der Wind aus dem Krater auf Island über das europäische Festland schob, löste ein beispielloses Chaos auf dem Kontinent aus.
Mehr als 100 000 Flüge fielen aus. Am Ursprungsort des Ausbruchs ist heute deshalb wenig so, wie es einmal war: Zehntausende Touristen pilgern jedes Jahr zu dem berühmten Gletschervulkan.
Schneebefleckt und friedlich ragt der Berg aus dem gelblich-grünen, flachen Farmland im Süden Islands hervor, das er damals in einen staubig-grauen Aschemantel gehüllt hatte. „Am helllichten Tag wurde es pechschwarz wie mitten im Winter“, erzählt der Landwirt Ólafur Eggertsson, 62, dessen Bauernhof Thorvaldseyri im Schatten des Vulkans an dessen Südseite liegt. „Dieser Staub war eine ständige Bedrohung“, sagt seine Frau Gudny Valberg, 61. Dreimal musste die Familie die Farm während der Eruption verlassen, die Koffer standen immer gepackt an der Tür.
Touristen dagegen strömten hin zu dem Vulkan, um das Naturschauspiel zu knipsen. Viele Neugierige klingelten bei Eggertsson an - ein Grund für die Familie, nach dem Ausbruch das kleine Museum zu eröffnen, das heute auf der anderen Straßenseite des Hofs liegt. 2014 kamen 74 000 Besucher hierher.
Wer auf der für isländische Verhältnisse belebten Touristenroute Golden Circle unterwegs ist, kommt genau zwischen dem Hof mit seinen roten Dächern und dem modernen Besucherzentrum vorbei. Die Strecke ist vor allem bei Kurzurlaubern beliebt. In wenigen Stunden kann man hier von Reykjavik aus mit einem normalen Mietwagen die großen Geysire, Wasserfälle und den Nationalpark Thingvellir sehen. Und Eyjafjallajökull, den berühmtesten Vulkan der Insel.
Bis zum März hat es auf der Insel zuletzt im Hochland nordwestlich vom Eyjafjallajökull gebrodelt: Am Bárdarbunga schob sich über Monate achtmal soviel glühend-rote Masse durch einen 20 Kilometer langen Riss wie bei dem Ausbruch 2010. Doch ohne Aschewolke lässt eine Eruption im entlegensten Winkel Islands die internationalen Medien kalt.