Ordnung im Gipfelchaos: Berge online bestimmen
Hersbruck (dpa) - Wer in den Bergen wandert, möchte meist wissen, von welchen Gipfeln er umgeben ist. Lange Zeit aber war die Bestimmung von Bergpanoramen eine Kartentüftelei. Das ist vorbei. Dafür hat der Hersbrucker Ulrich Deuschle mit seinem Internetportal gesorgt.
Bei guter Sicht ist der Blick von Deutschlands höchstem Berg überwältigend - wegen der Hunderten von Gipfeln aber auch ziemlich verwirrend. Ob weit im Südosten der Zugspitze nun der Schrankogel zu sehen ist oder vielleicht nicht doch eher der Gaiskogel - selbst erfahrene Alpinisten mussten da manchmal passen. Inzwischen ist die exakte Bestimmung von Gipfeln selbst für Bergunerfahrene ein Kinderspiel. Zu verdanken haben sie das Ulrich Deuschle; der aus dem fränkischen Hersbruck stammende Bergenthusiast und EDV-Tüftler hat mit einem internetbasierten Programm inzwischen Ordnung ins Bergchaos gebracht.
Mit seinem Online-Portal können selbst Computer-Laien in Minutenschnelle Gipfel bestimmen. Sie müssen sich dazu lediglich ihren genauen Standpunkt - etwa einen bestiegenen Gipfel - merken und später auf einem Computer Deuschles Internetportal aufrufen. Auf einer Landkarte klicken sie dort ihren früheren Standpunkt an - schon erstellt das webbasierte Programm eine „Panorama-Tafel“ mit den Silhouetten der umgebenden Bergzüge und Gipfel - auf Wunsch auch farbig; die verschiedenen Farbtöne verdeutlichen dabei die Entfernung der abgebildeten Bergketten vom Standpunkt des Betrachters.
Das Entscheidende aber ist: Jeder der abgebildeten Gipfel ist mit Namensangabe versehen. „Ein Streit darüber, welcher Gipfel diese oder jene Bergspitze am Horizont ist, lassen sich damit rasch beenden“, macht der Franke deutlich. Wer neben dem Namen auch noch den genauen Standort des sich am Horizont abzeichnenden Gipfels wissen will, braucht nur die Gipfelbezeichnung anklicken - auf einer sich öffnenden Landkarte wird der Standort der ausgewählten Bergspitze markiert. Ein Zoom-Funktion lädt dazu ein, einzelne Gipfelregionen im Detail virtuell zu erkunden.
Angefangen hatte alles bei einer Bergtour im Sommer 2007. „Wir hatten auf einmal einen schönen Blick auf das Ortler-Gebiet. Ich habe gleich meine Karte rausgezogen. Aber selbst damit ist es mir nicht gelungen, die Gipfel eindeutig zuzuordnen“, erzählt Deuschle. Einen Mann, der es schon von Berufs wegen gewohnt ist, für komplexe Probleme Lösungen zu finden, konnte das unmöglich zufriedenstellen. Der EDV-Tüftler und Biochemiker nahm die Herausforderung an: Im Internet suchte und fand er frei verfügbare Höhendaten; bald stieß er auch auf Listen mit geografisch exakt bestimmten Gipfeln.
Mit viel Programmierarbeit entstand ein Programm, das seit 2009 internetfähig ist. Inzwischen ist daraus ein international beachtetes Internetportal geworden. Dank stetig wachsender Datenmengen lassen sich Berg- und Landschafts-Panoramen von den Kanarischen Inseln bis zum Himalaya bestimmen. Allein 20 000 Alpengipfel hat der Franke in seiner Datenbank. Zu schätzen wissen das Portal vor allem Bergsteiger und Bergwanderer. Begeistert hätten auch die Nutzer der Webseite berg-panorama.com auf den neuen Service reagiert. Erlaubt das neue Internetangebot doch endlich, auch die auf den Fotos abgebildeten Berge genau zu bestimmen.
Was Deuschle umtrieb, viele Stunden Freizeit und teils auch Urlaub in sein Internetprojekt zu investieren, bringt er mit einem Satz auf den Punkt: „Wenn ich was EDV-technisch lösen kann, dann übt das eine enorme Faszination auf mich aus“. Die Anerkennung, die ihm viele Bergfreunde zuteil werden lassen, sei für ihn dabei Genugtuung genug, betonte er bescheiden. Darauf, dass sich das Projekt für ihn auch einmal finanziell auszahlen könnte, hat Deuschle nie gehofft. Er habe zwar einen Spendenbutton auf seiner Webseite. Geld fließe ihm auf diesem Weg aber nur sehr selten zu. Die Internetseite sei bis heute ein Hobbyprojekt geblieben - noch heute dient sein Privatcomputer als Server.