WLAN neben der Pagode: Birma-Reisen im Wandel

Rangun (dpa/tmn) - Der Wandel in Birma geht schnell: Auch Kleinstädte haben nun Geldautomaten. Handys werden billiger, Hotelzimmer teurer. In Gästehäusern telefonieren Weltenbummler mit Skype. Dollar- und Euroscheine müssen nicht mehr überall wie frisch gebügelt aussehen.

Reiseführer und Internet-Infos über Birma können schon morgen überholt sein. Denn das Land wandelt sich rasant. Auch die Infrastruktur für Touristen. Noch im Herbst 2012 waren etliche Gäste nach der Ankunft verzweifelt: Damals lehnten alle Banken US-Dollarscheine ab, wenn sie einen kleinen Knick oder ein Loch von einer Heftklammer hatten. Weit und breit gab es keinen Geldautomaten. Die schießen nun wie Pilze aus dem Boden, ob in der Metropole Rangun, das heute Yangon heißt, im touristischen Mandalay oder weiter im Norden in der Kleinstadt Pyin Oo Lwin in den Bergen.

Als Faustregel gilt aber auch weiterhin: Besser Dollar- und Euroscheine mitnehmen, die wie neu aussehen. Frühsommer 2013: Eine Mitarbeiterin der AGD-Bank im modernen Airport von Rangun, wo seit kurzem installierte Geldautomaten in Blau funkeln, gibt nach prüfendem Blick zwei Hundert-Dollarscheine zurück. Die anderen zwei Banknoten akzeptiert sie. „Sorry, die beiden sind nicht glatt genug“, erläutert die junge Burmesin freundlich lächelnd. Lockerer sieht das ihre Kollegin von der Myanmar Citizens Bank in Mandalay. Die tauscht dieselben nicht mehr taufrischen Dollarnoten in je 94 000 einheimische Kyat. Sie sagt: „Der Schein ist so okay, wird international akzeptiert, auch bei uns.“ Das hat sich wohl noch nicht zu allen Banken herumgesprochen.

Wer Mobiltelefon, Laptop oder Tablet mitbringt, kann von der Hotel-Lobby oder seinem Zimmer online gehen und zum Beispiel mit Skype billig in die Heimat telefonieren. Nur die SIM-Karten aus der Heimat funktionieren noch nicht. Die in Birma gekauften sind für Ausländer recht teuer und derzeit noch nicht für andere Länder und für SMS einsatzbereit. Doch auch das soll sich bald ändern.

Der technische Wandel Birmas ist besonders deutlich in der großen Shwedagon-Pagode in Rangun zu beobachten. Vor einer der unzähligen Buddha-Figuren kniet betend eine 18-Jährige. Sie beugt sich nach unten. Ihre Haare berühren den Boden. Ihre Freundin macht mit ihrem Tablet-PC Kurzfilm und Fotos. Daneben spricht ein Mönch leise in sein Handy.

Internetzugang — oft gratis - haben nun auch schlichte Hotels in der 20- bis 30 Dollar-Kategorie: Zum Beispiel das „Aung Si Guest House“ und das „Ocean Pearl Inn“ in Rangun, das „Aung Mingalar Hotel“ in Bagan, der Stadt der vielen hundert Tempel, sowie das „Bravo Hotel“ in Pyin Oo Lwin. Das Städtchen hat üppige Gärten, viele Pagoden, Moscheen und Kirchen, liegt aber abseits vom touristischen Trampelpfad.

Die Bemühungen um Demokratisierung mit einer reformorientierten Zivilregierung bringen seit März 2011 einen Touristenansturm und Kapazitätsengpässe bei den Großstadt-Hotels. Manche Herbergen der Oberklasse haben ihre Preise in kurzer Zeit verdoppelt und verdreifacht. Die Regierung genehmigt nun schneller Hotelneubauten.

Ein großes Plus von Birma ist die Sicherheit. „Wir können auch abends in den Städten laufen“, erzählen zwei junge Frauen aus Köln, die mit dem Rucksack unterwegs sind. Andere Touristen und Deutsche, die im Lande leben, bestätigen das. Wegen möglicher politischer Unruhen sind nur noch wenige Landesteile für Touristen nicht zugänglich. Inzwischen sind Landübergänge nach Indien, China und Thailand offen.

Überschüssige einheimische Währung wird in der Regel anstandslos zurückgetauscht in Dollar und Euro. „Nein, Ihren Pass brauchen wir dazu nicht, nur ihre Unterschrift“, erläutert ein Mitarbeiter vom privaten Farmer Money Changer am neuen Flughafen von Mandalay. Der hat Dachteile im Pagoda-Stil, wirkt heute noch überdimensioniert und viel zu groß. Aber das kann sich ändern, wenn der Touristenboom so weiter geht. Dann werden auch sicher noch Papierkörbe aufgestellt, die in vielen Bereichen des Flughafens fehlen, so dass — wie viel zu oft im ganzen Land - Dosen und Plastikabfall auf dem Boden liegen.