Der Klang der Berge: Mit dem Alphornbauer um den Königssee

Bischofswiesen (dpa/tmn) - Alois Biermaier war Schreiner im oberbayerischen Bischofswiesen, bis heute ist er leidenschaftlicher Musiker. Und er war einer der ersten, der in Deutschland Alphörner baute.

Foto: dpa

Mehr als 700 Instrumente dürften es inzwischen sein.

Foto: dpa

Für ein bisschen verrückt hielten sie ihn schon, ihren Schreiner. Damals, vor gut 30 Jahren, höhlte, schliff und hobelte Alois Biermaier vor seiner Werkstatt im oberbayerischen Bischofswiesen an einem langen Baumstamm herum. Was das werden solle, fragten die Nachbarn. „Eine Dachrinne“, sagte Biermaier mit einem Augenzwinkern. Auch für ein Kajak hielten manche das eigenartige Gebilde zunächst. Nach vielen Stunden Arbeit kam allerdings etwas ganz anderes heraus: ein Alphorn. 20,67 Meter lang, 77 Kilogramm schwer, aus einem einzigen Fichtenstamm gefertigt und mit mehr als 2300 Metern Bambusrohr umwickelt.

Foto: dpa

Es war das erste Alphorn, das Biermaier baute. Und es brachte ihm wegen der Größe sogar einen Eintrag ins „Guinness Buch der Rekorde“. „Aber darum ging es nicht“, sagt der Schreiner. Sondern darum, ein eigenes Alphorn zu bauen. Denn bereits 1976, gut fünf Jahre vor der Fertigstellung des Instruments, hatte er die Bischofswiesner Alphornbläser ins Leben gerufen - die Musiker taten sich schwer, geeignete Instrumente zu finden.

Foto: dpa

Mit der Blasmusik ist er seit frühester Kindheit verbunden. „Als Bub habe ich gelernt, wie man Trompete spielt“, sagt er. Doch die Alphörner sind bis heute seine Leidenschaft, sein Hobby - und ein Geschäft. Etwa 700 hat er bis heute gebaut.

Foto: dpa

Für den Schreiner gibt es nichts Schöneres, als sein Horn zu zerlegen und mit dem Instrument auf dem Rücken ins Gebirge zu gehen. „Früher war das Alphorn auch ein Instrument zur Kommunikation, es gehört einfach in die Berge“, sagt er. Ob er dann, ganz für sich, auf einer Alm hoch über Bischofswiesen spielt, in der Ramsau, irgendwo um Berchtesgaden herum oder bei der Kirche St. Bartholomä am Königssee mit seiner Gruppe, „das ist alles schön“.

Foto: dpa

Oft gibt es auf der Halbinsel im Königssee Veranstaltungen, bei denen die Alphornbläser spielen. Das ist ein ganz besonderer Moment, „denn der Königssee ist ein ganz besonderer Ort“, sagt Wolfgang Fegg. Er ist einer von 14 Rangern im Nationalpark Berchtesgaden, einem 210 Quadratkilometer großen Gebiet, zu dem auch der Königssee gehört. Der Nationalpark ist einer von 15, die es in Deutschland gibt - und der einzige in Oberbayern.

Foto: dpa

Täglich kommen Tausende Besucher mit den Elektro-Schiffen, die seit mehr als einem Jahrhundert von der Seelände auf die Halbinsel fahren. Vorbei an der Echo-Wand, vor der der Kapitän wie eh und je anhält und entweder die Trompete oder das Flügelhorn auspackt. An dem Felsen hallt die gespielte Melodie wider, ein Mal, manchmal sogar ein zweites Mal. Früher, so erzählen sie hier, als noch die Ruderknechte die Besucher auf großen Flößen nach St. Bartholomä brachten, habe man hier einen Böllerschuss gefeuert. Der hallte siebenmal in der Wand wider.

So gerne Alphornbauer Alois Biermaier an den See fährt - er geht mindestens genauso gern auf die Berge direkt vor seiner Haustür. Zur Steinernen Agnes, einer Felsformation im Lattengebirge, die an eine Dame mit Hut erinnert, auf den Untersberg oder ins Hochkalter-Massiv. Die Möglichkeiten sind riesig, denn wer in Bischofswiesen, Berchtesgaden, der Ramsau und am Königssee wandern will, findet unzählige Touren - viele von ihnen für geübte Bergsteiger. Und mit etwas Glück wird man nach einem anstrengenden Aufstieg mit dem unverwechselbaren, vollen Klang eines Bischofswiesner Alphorns belohnt.

Informationen:

Alois Biermaier, Am Bahnhof 14, 83483 Bischofswiesen, Telefon: 08652/75 31, E-Mail: abiermaier@t-online.de, Internet: www.alphornbau-biermaier.de

Berchtesgadener Land Tourismus, Bahnhofplatz 4, 83471 Berchtesgaden, Telefon: 08652/656 50 50, E-Mail: info@berchtesgadener-land.com, Internet: www.berchtesgadener-land.com