Eine Kulturreise nach Frankfurt
Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Frankfurt gilt eher als Bankenzentrum denn als Kulturmetropole. Zu Unrecht: Das Museumsufer mit mehr als 20 Ausstellungshäusern sucht in Deutschland seinesgleichen. Auch sonst hat die Stadt am Main für Kulturinteressierte einiges zu bieten.
Frankfurt ist für vieles bekannt - als Finanzzentrum, Apfelwein-Hochburg und Ausgangspunkt der Deutschlandreisen asiatischer Reisegruppen. Dass die Stadt eine Museen-Landschaft hat, die in Deutschland ihresgleichen sucht, wissen allerdings nur wenige. Auch andere „schöne Künste“ kommen bei einem Kulturausflug in die Mainmetropole nicht zu kurz. Und das Beste: Die meisten Highlights lassen sich von der Innenstadt aus bequem zu Fuß erreichen.
„Frankfurt bietet eine Vielfalt und Dichte an Museen wie keine andere Stadt - und das nicht nur am berühmten Museumsufer“, sagt Kulturdezernent Prof. Felix Semmelroth. Dort reiht sich am Südufer des Mains zwischen Eisernem Steg und Hohlbeinsteg ein Museum an das nächste. Im Norden ziehen sich die Museen bis in die Innenstadt hin zum Römer zur Schirn-Kunsthalle und dem Museum Judengasse. Im Westen der Stadt findet sich das naturhistorische Senckenberg-Museum. Frankfurt arbeitet an seinen Museen - das jüngste, das Caricatura, in dessen ständigen Ausstellung Werke von Frankfurter Karikaturisten wie Robert Gernhardt und Hans Traxler zu sehen sind, ist gerade mal zwei Jahre alt.
„E-Kunst“ gibt es im Städel, das einst der Kunstsammler Johann Friedrich Städel stiftete. Das Gebäude wird gerade wieder einmal erweitert. Bis Ende Oktober war das Museum vorübergehend komplett geschlossen, seitdem können Besucher zumindest wieder das Ausstellungshaus betreten. Der Altbau soll im kommenden Sommer wieder eröffnen. Die erste große Sonderausstellung „Max Beckmann und Amerika“ startet am 5. Oktober 2011. Der Neubau wird im Monat darauf eingeweiht.
Dass Frankfurt eine Stadt der Gegensätze ist, wird Besuchern spätestens klar, wenn sie vom Museumsufer Richtung Innenstadt schlendern und auf einer der Mainbrücken stehen. Vor den Glasfassaden der Wolkenkratzer erheben sich bescheiden anmutende klassizistische Gebäude. Einzig der Dom mit seinem mehr als 90 Meter hohen Turm kann es mit den Hochhäusern aufnehmen. Der pompöse Bau diente einst als Wahl- und Krönungsort der Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation.
Und noch eine Kirche in Frankfurt steht für deutsche Geschichte: Die Paulskirche nordwestlich des Römerbergs - wo nach der Märzrevolution 1848 die deutschen Nationalversammlung tagte. Wer sich mehr für die Stadtgeschichte Frankfurts interessiert, kommt im gerade sanierten Karmeliterkloster auf seine Kosten.
Nur wenige Straßen weiter am Großen Hirschgraben steht das Geburtshaus eines der berühmtesten Söhne Frankfurts: Selbstverständlich hat Johann Wolfgang von Goethe Spuren in seiner Geburtsstadt hinterlassen, so wie die Geschichte der Stadt auch im Werk des Dichters wiederspiegelt. Als junger Mann erlebte Goethe beispielsweise den Prozess der Kindmörderin Susanna Margareta Brandt, die er als „Gretchen“ im „Faust“ verewigte.
Auf Goethes Spuren können Besucher auf einem elf Kilometer langen Rundweg durch die Stadt laufen. Etwas anspruchsvoller ist der gut 22 Kilometer lange Hölderlinpfad von Bad Homburg nach Frankfurt. Die tragische Liebe zu Susette Gontard veranlasste den jungen Friedrich Hölderlin, mehrfach aus dem Taunusstädtchen in die Großstadt zu wandern. Heinrich Hoffmann, dem Vater des „Struwwelpeters“ ist - wie sollte es in Frankfurt auch anders sein - ein Museum gewidmet.
Für Literaturliebhaber lohnt ein Besuch der Stadt während der Buchmesse im Oktober. Abseits des Messegeländes finden dann überall in der Stadt verstreut Lesungen und Diskussionen statt. Außerdem richtet Frankfurt im jährlichen Wechsel Lyriktage und das Literaturfestival LiteraTurm aus.
Mindestens so groß wie die der Museen ist die Auswahl der Frankfurter Bühnen. Die Frankfurter Oper wurde bereits mehrfach als bestes Opernhaus Deutschlands ausgezeichnet, im gleichen Haus ist das städtische Schauspiel untergebracht. Ballett-Liebhaber zieht es zu den Aufführungen der Forsythe Company Ballett ins Bockenheimer Depot. Es ist seit mehr als 25 Jahren eine Frankfurter Institution.
Die lebendige freie Theaterszene umfasst rund 30 Gruppen. Einige von ihnen werden künftig im Titania Theater in Bockenheim auftreten, das gerade umgebaut wurde. Die „Fliegende Volksbühne“ des Schauspielers Michael Quast soll südlich des Mains eine neue Heimat bekommen - in der Nähe des Kuhhirtenturms in Sachsenhausen, in dem noch vor gut 100 Jahren der Komponist Paul Hindemith lebte.
Wer nach soviel Hochgeistigem etwas Bodenständiges braucht, ist in Sachsenhausen goldrichtig. In einer der urigen Apfelweinkneipen kann man einen dicht gefüllten Tag ausklingen lassen. Äppelwoi und echte Frankfurter Küche gibt es auch im Stalburg-Theater im Frankfurter Nordend. Dort stehen die Hesselbachs auf der Bühne - seit den 50er Jahren die hessische Hörfunk- und Fernsehfamilie par excellence.
Informationen:
Tourismus+Congress Frankfurt, Telefon: 069/21 23 88 00, E-Mail: info@infofrankfurt.de.
Service:
Das Kunstmuseum Städel ist Di, Fr-So 10.00-18.00 Uhr, Mi/Do 10.00-21.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene sieben, ermäßigt fünf Euro.
Die Schirn ist geöffnet am Di, Fr bis So 10.00-19.00 Uhr, Mi und Do 10.00-22.00 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene acht, ermäßigt sechs Euro.
Das Museum Senckenberg ist geöffnet Mo/Di 9.00-17.00 Uhr, Mi bis 20.00 Uhr, Sa/So 9.00 bis bis 18.00 Uhr. Der Eintrittspreis beträgt sechs Euro für Erwachsene.