Hundegebell und schnelle Räder: Mit Huskys durch Brandenburg

Storbeck-Frankendorf (dpa/tmn) - Huskys kennt man als Schlittenhunde normalerweise nur aus Sibirien oder Alaska. Doch auch in Brandenburg sind sie im Einsatz, selbst wenn überhaupt kein Schnee liegt.

Sirrka jault, Lukka schüttelt sich den Schlaf aus dem Fell, Kenai hebt noch einmal das Bein. Dann beschnüffeln sie erst einmal die Gäste. Sirrka, Lukka und Kenai sind Huskys. Doch sie leben nicht etwa in Sibirien oder Alaska, sondern mitten in Deutschland - in Storbeck-Frankendorf, etwa eine Autostunde von Berlin entfernt. Und sie preschen hier auch nicht über tiefgefrorenen Schnee, sondern sind auch im Einsatz, wenn der Winter längst vorbei ist. Dann ziehen sie eine Art Schlitten auf Rädern.

Kinder mögen Tiere - dieser einfache Gedanke brachte Elmar Fust und Sabine Kühn auf die Idee mit dem Huskyabenteuer. 29 Hunde umfasst das Rudel, das mit seinen Besitzern auf einer Farm lebt.

Vor einer ersten langen Wanderung oder Wagenfahrt erfahren künftige Hundeführer den richtigen Umgang mit den Vierbeinern. Alle Gäste müssen hinter einen Zaun, vorher kommt kein Hund raus. Mit der Ruhe im Zwinger ist es vorbei, als Tierpflegerin Sandra das Gitter einen kleinen Spalt weit aufschiebt.

Allzu wilde Begrüßungen wehrt die Pflegerin ab. Es dauert nicht lange, da streichelt der zwölfjährige Louis den schwarz-weißen Sirrka, der zehnjährige Maurice tätschelt Lukka, und der achtjährige Leon krault Kenai am Bauch. Die Kinder lernen die ersten Lektionen der sogenannten Musher, der Gespannslenker der Schlittenhunde: Huskys sehen zwar aus wie Wölfe, lassen sich aber gerne streicheln. Und Türen müssen auf der Farm immer gut geschlossen werden, sonst hauen die Tiere ab.

Sirrka mit den zweifarbigen Augen lässt sich problemlos das Geschirr über den Kopf ziehen und die Vorderläufe vorsichtig einfädeln. Die Leine, die Louis fest in der Hand hält, wird zusätzlich an einem Bauchgurt befestigt. „Der ist der Schlaueste aus dem Rudel“, gibt Elmar dem 12-Jährigen mit auf den Weg.

Jeweils ein Hund ist vor jedem Kind angeleint. Elmar ruft: „Okay“. Ein kurzer Ruck, die Hunde ziehen kräftig und laufen mit ihren angeleinten Gästen über die Wiese in den Wald. Zum Probetag gehört ein kleiner Ausflug mit dem Wagen. Elmar erklärt Zugleine und Halsleine. Zeit für weitere Lektionen: Niemals darf man den Wagen loslassen. Auch wenn sich die Huskys auf dem Gelände gern streicheln lassen, es sind wilde Hunde, keine Stofftiere. Wittern sie etwa ein Reh, sind die Vierbeiner kaum mehr zu halten. Wer in diesem Moment nicht mit dem Fuß fest die Metallbremse drückt, hat verloren, den Wagen, die Hunde sowieso.

„Sirrka, links. Links, Sirrka“, dirigiert Elmar den Leithund über den Waldweg. Sirrka ändert wie befohlen die Richtung. Die anderen Vierbeiner in seinem Schlepptau folgen. Das Gespann nimmt Fahrt auf. Passanten bleiben staunend stehen. Das Tempo der Hunde ist enorm. Haarscharf umkurven sie die ersten Bäume. Der Wagen rumpelt und holpert über Waldwege.

„Warum haben wir nicht so ein schönes Achtergespann, wie man es in Filmen immer sieht?“, fragt Leon. Das Achtergespann, davon träumen viele Möchtegern-Musher. Der Chef der Farm atmet bei diesem Thema erst einmal tief durch. Diesen Traum, den sollten Anfänger erst einmal begraben, meint er. Denn die Zugkraft der Hunde ist gewaltig, ihre Kraft potenziert sich, da die Tiere immer ihren Vordermann überholen wollen. „Nur erfahrene Musher können ein Achtergespann lenken“, erklärt Elmar, während der Wagen wie ein Boot über den Boden tanzt. So hatten sich die Jungs die Hundewagenfahrt vorgestellt.

„Schneller“, schreit Leon mit roten Wangen. „Bremsen“, hält Elmar dagegen, weil der Weg eine scharfe Kurve macht. Die jungen Musher lernen: Huskys sind noch schwerer zu erziehen als Kinder. Nur der Leithund ist wirklich kommandosicher, versteht die Befehle und befolgt sie auch. Die anderen Hunde verfolgen einfach den ersten Wagen. Manchmal hören sie auf den Wunsch ihres Gespannfahrers, ein anderes Mal schnüffeln sie lieber weiter am Baum. Gut möglich auch, dass sie eine Erholungspause für angebracht halten und sich dazu auf den Boden werfen.

Schade, dass die Expedition nur ein paar Minuten dauert. Viel mehr Zeit benötigen die Besitzer, die Pflegerin und die Kinder, um alle Hunde wieder in ihren Zwinger zu bringen, ihre Geschirre abzunehmen, Lob zu verteilen, alle Leinen ordentlich über die Bank zu hängen, den Wagen unterzustellen. Danach gibt es ein halbes Kilo Trockenfutter für Sirrka und die anderen Huskys. Während sich die Tiere im Zwinger aneinanderkuscheln, lodern im Tipi der jungen Musher die Flammen. An den Holzspießen schmoren die Würste. Draußen bellen die Hunde.

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