Kleine Bohnen ganz groß: Kaffeeseminar im Bremen

Bremen (dpa/tmn) - Bremen ist bekannt für Fußball, Bier und den Roland. Aber es ist auch die „Kaffeehauptstadt“ Deutschlands. Nirgendwo gibt es so viele Großröstereien - und inzwischen auch etliche Kaffeeseminare.

Dabei schnuppern Touristen Kaffeeduft und lernen, wo die Bohnen herkommen.

Dieser Duft! Er durchzieht die Räume und dringt tief in die Nasen der Besucher ein. „Der typische Kaffeeduft entsteht beim Rösten“, erklärt Christian Ritschel in der Bremer Privatrösterei Lloyd Caffee. Jeden Montag und jeweils am ersten Freitag im Monat erläutert der Experte Besuchern bei „Kaffeeseminaren“, was es mit den anregenden Bohnen auf sich hat, und er erzählt auch viel über die Bedeutung Bremens als „Kaffee-Hauptstadt“ Deutschlands.

Welche weite Reise von den Plantagen in Brasilien, Costa Rica und Nicaragua legt die Kaffeefrucht zurück? Wie viele Arbeitsgänge sind notwendig, bevor der Kaffee in Jutesäcken oder in Containern nach Bremen kommt? Alles das erfahren die Besucher während des Kaffeeseminars bei Lloyd Caffee im Holzhafen.

1906 beherbergte der riesige Gebäudekomplex mit Kaffee HAG die erste Kaffeefabrik Europas. Deren Besitzer, der Kaffeehändler Ludwig Roselius, brachte vor 105 Jahren erstmals einen entkoffeinierten Kaffee auf den Markt. Die Besucher staunen, wenn Christian Ritschel berichtet, dass heutzutage jede zweite in Deutschland getrunkene Tasse Kaffee aus den Großröstereien in Bremen und dem Umland stammt: Azul, Kraft Foods Deutschland mit den Marken Jacobs, Kaffee HAG und Onko sowie Melitta und Gebrüder Westhoff verarbeiten die braunen Bohnen allesamt an der Weser.

Von der Rösterei Lloyd Caffee nur wenige Autominuten entfernt, wird das anregende Getränk auch im Hafenmuseum Speicher XI in der Überseestadt erlebbar. „Wir zeigen 120 Jahre Bremer Hafengeschichte, die auf das Engste mit dem Kaffee verbunden ist“, sagt die Kuratorin Claudia Seidel. Wie viele Säcke schleppten die Hafenarbeiter wohl von Bord der Stückgutfrachter? „Bis zu 1000 Kaffeesäcke pro Schicht, das war Knochenarbeit“, erzählt Seidel. „Immer im eingespielten Team zu zweit, schließlich wiegt jeder Kaffeesack 60 oder 70 Kilo.“

Container haben die einzelnen Säcke längst verdrängt. „1966 legte das erste Containerschiff am Schuppen 18 des Überseehafens an“, erzählt Seidel. „Ab diesem Jahr war der Hafen ständig im Wandel, bis 1998 das Überseehafenbecken zugeschüttet wurde.“ Dort verschwanden auch bekannte Kaffeeunternehmen von der Bildfläche.

„Zur Blütezeit zwischen 1920 und 1938 gab es in Bremen um die 250 Kaffeeröstereien. Wir sind heute die letzte Rösterei in Familienbesitz, die mit vielen Details im Original erhalten blieb“, erzählt Ilse Münchhausen-Prüße, die zusammen mit ihrer Tochter Natalie die 1935 gegründete Kaffeemanufaktur im Stephani-Viertel führt.

Zweimal pro Woche können Besucher nach vorheriger Anmeldung hier die große Welt der kleinen Kaffeebohnen kennenlernen und ein wenig von den Geheimnissen rund ums Rösten erfahren. Bei einer Probe verschiedener Sorten erleben die Gäste die unterschiedlichen Geschmacksnoten der Herkunftsländer. Tipps zur Zubereitung des Muntermachers vervollständigen den Besuch im Kontor der Kaffeerösterei.

Bremen hat nicht allein bei der Kaffeeproduktion und Veredlung eine lange Tradition aufzuweisen: Auch die erste Kaffeestube im deutschsprachigen Raum stand gleich gegenüber des historischen Rathauses am Markt. Bereits 1673 erhielt der Niederländer Jan Jantz von Huesden die Erlaubnis, das neuartige Gebräu im Haus Schütting zu servieren, dem heutigen Sitz der Bremer Handelskammer.

Informationen:

Bremer Touristik-Zentrale, Findorffstraße 105, 28215 Bremen; Telefon: 0421/30 80 00, E-Mail: info@bremen-tourism.de.

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