Steinernes Gedächtnis: 20 Jahre Straße der Romanik
Magdeburg (dpa/tmn) - Die Straße der Romanik wird 20. Wie eine große Acht verläuft sie durch Sachsen-Anhalt. Auf rund 1000 Kilometern verbindet sie romanische Dome, Kirchen, Burgen und Pfalzen. Die Zeugnisse mittelalterlicher Kunst bilden ein steinernes Gedächtnis.
Die markanten Kirchtürme von Halberstadt sind schon von weitem zu sehen. Doch die Schönheit der alten Bischofsstadt erschließt sich erst auf den zweiten Blick. Das meint jedenfalls Stadtführerin Anke Marzahl. „Der Domplatz, wo wir gerade stehen, ist die gute Stube der Stadt“, sagt sie. Dom und Liebfrauenkirche dominieren den Platz, eingerahmt aber wird er von Kurien. „Das sind die Wohnhäuser der Domherren eines Stifts, und sie sind heute alle wieder schön renoviert“, erklärt Marzahl.
Zum Ensemble gehört auch der Petershof. Der einstige Bischofspalast dient heute als Stadtbibliothek. Über die Peterstreppe geht es hinunter zur Unterstadt mit ihren Fachwerkhäusern. Dort lohnen das Gleimhaus, eines der ältesten Literaturmuseen, und das Berend Lehmann Museum für jüdische Geschichte und Kultur einen Besuch. „Verpassen Sie aber nicht die Führung im Domschatz“, sagt Marzahl.
„In den historischen Räumen der Domklausur ist in einer völlig neu gestalteten Dauerausstellung einer der umfangreichsten Kirchenschätze zu sehen“, sagt Kustos Thomas Labusiak. Weit über Halberstadt hinaus berühmt sind die Meisterwerke der Textilkunst, etwa der romanische Abraham-Engel-Teppich aus der Zeit um 1150.
Halberstadt ist eine der bekanntesten Stationen auf der Straße der Romanik, die seit 20 Jahren durch Sachsen-Anhalt führt. Insgesamt stehen 65 Orte mit 80 romanischen Baudenkmälern auf der Liste. Wie eine große Acht führt die Straße durch das ganze Bundesland.
Neben Halberstadt ist Merseburg eine der größten Attraktionen auf der Südroute. „So etwa könnte das geklungen haben“, sagt Beate Tippelt dort und verleiht ihrer Stimme einen geheimnisvollen Ausdruck. Dann gibt sie althochdeutsche Merseburger Zaubersprüche zum Besten. Das sind kostbare Schriften heidnischen Inhalts, die zum frühesten, im Original erhaltenen deutschen Schriftgut zählen, erklärt die Domführerin.
Weiter geht es nach Naumburg. Die Stadt liegt auf einer Terrasse über dem rechten Saaleufer. Am höchsten Punkt der in Marktsiedlung und Domfreiheit geteilten Stadt erhebt sich der Dom St. Peter und Paul, der in seinem heutigen Aussehen seit dem Jahre 1210 entstand. Berühmt ist er vor allem wegen seiner Stifterfiguren. „Da sind unsere Superstars“, sagt Führerin Kirsten Reichert und zeigt auf Markgraf Ekkehard und seine Ehefrau Uta. „Schauen Sie nur, wie lebendig die aus einem Block gehauenen Figuren des unbekannten Meisters erscheinen.“
Schnittpunkt von Nord- und Südroute - und auch ein guter Ausgangspunkt für Touren auf der Straße der Romanik - ist die Landeshauptstadt Magdeburg. Mit dem Dom St. Mauritius und Katharinen und der Klosteranlage Unser Lieben Frauen sind hier gleich zwei der eindrucksvollsten romanischen Bauwerke zu sehen. Der Dom, den Otto der I. an der Elbe bauen ließ, galt als prächtigstes Bauwerk seiner Herrschaftszeit. In ihm wurde der Kaiser nach seinem Tod im Jahre 973 in einem Steinsarkophag auch beigesetzt.