Weißes Wunder: Die Schneekirche in Mitterfirmiansreut

Mitterfirmiansreut (dpa/tmn) - In der kleinen Gemeinde Mitterfirmiansreut im Bayerischen Wald steht in diesem Winter eine Kirche nur aus Schnee. Die Einheimischen erinnern damit an eine Protestaktion ihrer Vorfahren.

Alles begann mit einer Protestaktion. Das Bistum war der Meinung, das Örtchen Mitterfirmiansreut an der tschechischen Grenze brauche keine Kirche. So mussten die Bürger zum Gottesdienstbesuch stets die acht Kilometer nach Mauth zurücklegen. „Teilweise konnten Tote nicht beerdigt werden“, erzählt Christian Koch, Vorstandsmitglied des Fördervereins 100 Jahre Schneekirche Mitterfirmiansreut. „Sie wurden dann einfach auf dem Dachboden zwischengelagert.“

Die Misere eskalierte an Weihnachten 1910. Die Mitterfirmiansreuter kamen nicht zur Heiligen Messe. Es war einfach zu gefährlich. So beschlossen sie, ihre eigene Kirche zu bauen. Mit dem, was im Bayerischen Wald zu genüge vorhanden ist: Schnee. Die Schneekirche wurde 14 Meter lang und 11 Meter breit.

100 Jahre nach der Protestaktion haben die Nachfahren der damaligen Baumeister die Kirche wieder aufleben lassen. „Vor drei Jahren kam die Idee am Stammtisch auf“, erinnert sich Koch. Ein Förderverein wurde gegründet.

Entstanden ist etwas weltweit Einzigartiges: Die Schneekirche des Winters 2011/12 ist das einzige Gebäude aus Schnee, das ohne Tragwerk auskommt. Der Schnee hält in sich. Rund 1100 Kubikmeter Schnee formen sich zu einem beeindruckenden Kuppelbau, 26 Meter lang, 14 Meter breit. Der Turm ist 17 Meter hoch. Die aus Eis gebauten Eingänge, schimmern bläulich im Sonnenlicht. Auch im Innenraum besteht alles aus Schnee und Eis. Zwei Eisstufen führen am Ende des Kirchenschiffs zum Eisaltar.

Die gewölbte Decke der Kirche scheint marmoriert. Der Schnee ist etwas schmutzig und erzeugt so einen besonderen Eindruck. Absicht war das allerdings nicht. Doch die Mitterfirmiansreuter hatten auch dieses Mal mit einigen Hindernissen zu kämpfen: Der Schnee blieb aus. Bei Baubeginn lagen nur 40 Zentimeter, daher die jetzt so anmutig erscheinende Verfärbung. Die Eröffnung musste um ein paar Tage verschoben werden.

Die Anstrengungen haben sich gelohnt. Rund 10 000 Menschen haben die Schneekirche in den ersten Wochen bereits besucht. „Ich bin beeindruckt über das Engagement der Menschen hier und über den Gedanken, dass wir mit dem, was wir reichlich haben, eine Kirche bauen. Nicht nur ein Iglu, sondern ein geistiges und spirituelles Zentrum“, schwärmt Helga Grömer aus Tiefenbach bei Passau.

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