Wüstenschiffe auf der Wiese

Kamele und Lamas sorgen für Wanderausflüge ohne Genörgel — und entspannte Eltern.

München. Kamele in Bayern? Zwei Wanderer bleiben ungläubig stehen. Eine kleine Kamel-Karawane zieht auf dem Waldweg vorbei, mitten im idyllischen Mangfalltal, einem Wandergebiet nahe München.

Bequem zwischen den beiden Höckern sitzend, schaukeln die Reiter durch den Wald, passieren Bauern auf ihren Feldern und Kühe auf Weiden. Exotik vor heimischer Kulisse.

„Das ist viel besser als normales Wandern“, ruft Anna. Die Zwölfjährige umarmt den langen Hals ihres Kamels, wuschelt begeistert durch das wollweiche Fell, macht es sich mal verkehrt herum, mal im Damensitz auf dem Kamelrücken bequem. All’ das erträgt Stute Gina gelassen. Erhobenen Hauptes stolziert sie mit Anna auf dem Buckel an einer Herde Kühe vorbei, die verdutzt das Grasen unterbrechen.

Ein fehlender Rasenmäher und viel Land — das war der Ausgangspunkt von Konstantins Kameltouren im Mangfalltal. „Um das Gras kurz zu halten, hat mein Vater eines Tages drei Zirkuskamele mit nach Hause gebracht“, erzählt der 24-Jährige.

Statt nach dem Abitur zu studieren, beschloss Konstantin, die kleine Farm auszubauen. Heute besitzt der selbst ernannte „Naturbua“ elf Kamele.

Auch im Allgäu können dem Wanderer an einer Wegbiegung plötzlich Kamelreiter begegnen. Hier in Seeg hat Christine Sieber ihre Farm.

Als einzige Frau hat sie mit gerade 26 Jahren an einem Kamelrennen in den Arabischen Emiraten teilgenommen. Und gewonnen. „Das hat mich darin bestärkt, eine Kamelfarm zu betreiben“, sagt die 38-Jährige.

Auch Ziegen bieten sich als Begleiter für Familien an. Wie gut erzogene Hunde laufen sie neben den Wanderern her. Eine Leine brauchen die zahmen Tiere nicht. „Jede Ziege hat ihren eigenen Charakter, und dementsprechend sucht sie sich ihren menschlichen Wanderbegleiter aus“, erklärt Jörg Jacobi.

Energiegeladene Kinder laufen mit den Leithammeln vorne weg, die Träumer und Müßigen unter den Wanderern bilden mit den Tieren das Schlusslicht, die ab und zu genüsslich am Wegrand herumknabbern.

Insgesamt besitzt der gelernte Landwirtschaftsmeister und Erlebnistherapeut 40 Ziegen. Im Naturgebiet rund um den Bodensee unternimmt er seine Touren.

Weil Ziegen bis zu 40 Prozent ihres eigenen Gewichts tragen können, eignen sie sich nicht nur für entspannte Familienausflüge. Die Schweizerin Sandra Egli bietet anspruchsvolle Bergtouren an, zum Beispiel durch die Granit-Landschaft des Gotthard Massivs.

Lamas nutzten schon die Inkas als Lasttiere auf ihren Fußmärschen durch die Anden. Was in Südamerika funktioniert, geht auch auf der Insel Usedom in Vorpommern.

Hier bietet Christine Harloff Touren mit den sensiblen Tieren an. „Lamas eignen sich gut für Kinder, weil sie sich dem Tempo ihres jeweiligen Herrchens anpassen“, sagt sie. Aber im Gegensatz zu Kamelen und Ziegen sind die Tiere ganz schön wählerisch.

Lamas lassen sich nicht wie Hunde ausführen, das heißt konkret: Wenn hektisch an der Leine gezogen wird, schaltet das Tier schnell auf stur — und bleibt einfach stehen.