Interview Tui-Produktchef: Spanien bleibt das große Trendziel
Las Palmas(dpa/tmn) - Die Urlaubssaison 2016 war von einem großen Trend geprägt: Viele Urlauber kehrten der Türkei den Rücken, dagegen erlebte Spanien einen außergewöhnlichen Boom. Setzt sich diese Entwicklung im kommenden Jahr fort?
Oder kommt die Türkei zurück?
Wie wird der Reisesommer 2017? Darüber spricht Tui-Produktchef Stefan Baumert im Interview mit dem dpa-Themendienst.
Frage: Wird 2017 das ultimative Spanien-Jahr?
Antwort: Spanien wird sich im nächsten Jahr weiter positiv entwickeln. Das Festland ist zunehmend angesagt, dieser Trend wird sich fortsetzen. Die Balearen sind sowieso schon voll, da ist relativ wenig Spielraum nach oben. Und die Kanaren erreichen im Sommer mittlerweile genauso viele Gäste wie im Winter - bei etwas günstigeren Preisen.
Frage: Alle Veranstalter erhöhen ihr Hotelangebot in Spanien. Wo kommen eigentlich die ganzen neuen Häuser her, die sich jetzt in den Katalogen finden?
Antwort: Das sind natürlich nicht alles Neubauten. Das sind Hotels, die wir vorher nicht im Programm hatten, aber jetzt schon, weil wir einfach mehr Kapazitäten brauchen. Es sind vor allem Drei-Sterne-Anlagen, die wir in Spanien neu dabeihaben. Es kann sein, dass ein Hotel nun mehr Veranstalter im Haus unterbringt als bisher. Oder es handelt sich um ein Hotel, das bisher in anderen Märkten als dem deutschen angeboten wurde. Und ein bisschen geht noch was bei der Auslastung.
Frage: Wird es in Spanien schwierig, im kommenden Jahr alle Kunden in Sachen Qualität und Preis-Leistungs-Verhältnis glücklich zu machen?
Antwort: Es wird nicht schwieriger als dieses Jahr, und da hat es gut geklappt. Ich hatte am Anfang der Saison tatsächlich Bedenken, dass Kunden, die den türkischen Service gewohnt sind, jetzt nach Mallorca kommen und vielleicht nicht so zufrieden sind. Doch das ist nicht passiert. Das zeigen unsere Kundendaten eindeutig.
Frage: Können sich die Hoteliers in Spanien aufgrund des Booms jetzt nicht zurücklehnen statt in ihre Ferienanlagen zu investieren und zu modernisieren?
Antwort: Die Zeiten sind vorbei, dass Hoteliers sich zurücklehnen und glauben, die Gäste kommen von ganz allein. Das sagt man den Kanaren manchmal nach, aber das ist zum Glück nicht mehr so. Viele Hoteliers sehen den Boom eher als Chance. Das Geschäft läuft gut, also wird investiert.
Frage: Kommen wir zum Krisenland Türkei. Wie sieht da gerade die Nachfrage aus?
Antwort: Vor einem Jahr war die Türkei zu diesem Zeitpunkt sehr gut gestartet. Die Einbrüche kamen später, im Januar nach dem Anschlag in Istanbul. Momentan buchen die Gäste kurzfristig. Wie der Sommer wird, lässt sich noch nicht sagen.
Frage: Werden viele Türkei-Urlauber relativ spät buchen, weil sie auf weiter sinkende Preise hoffen?
Antwort: Die türkischen Hoteliers haben ihre Frühbucherangebote so angepasst, dass es unwahrscheinlich ist, dass es später in der Saison noch einmal günstiger wird. Vergangene Saison war das anders. Da gab es nach den Anschlägen Sonderpreise, die noch einmal unter dem Frühbucherniveau lagen. Das wollen die Hoteliers dieses Jahr verhindern.
Frage: Was muss passieren, damit die Türkei sich erholt?
Antwort: Es gibt immer dann Auswirkungen, wenn es in den Medien schlechte Schlagzeilen gibt. Das gilt für alle Länder, wenn man sich etwa an Griechenland und die Euro-Krise erinnert. Wenn es solche negativen Berichte nicht gibt, wird das Geschäft zurückkommen.
Zur Person: Stefan Baumert leitet bei Tui Deutschland das Produktmanagement.