Wo Mutter Beimer wohnt
Seit 27 Jahren flimmert die „Lindenstraße“ über den Bildschirm. Sie können ihr einen Besuch abstatten und einen Blick in die WDR-Zentrale werfen.
Köln. Nur wenige Straßen haben es zu ähnlich nationaler Beliebtheit gebracht wie die „Lindenstraße“. Sonntag für Sonntag verfolgen mehr als 3,5 Millionen Zuschauer die Ereignisse in den Häusern rund um die ungefähr 150 Meter lange Häuserzeile zwischen Kastanien- und Ulrike-Böss-Straße, zwischen dem Kinocenter ‚Astor’ und Café Bayer, der Praxis von Dr. Brooks und dem Restaurant „Akropolis“ im Münchner Süden.
Die „Lindenstraße“ befindet sich zwar laut Drehbuch in der Bayernmetropole, in Wirklichkeit aber im Nordwesten Kölns. Einen Steinwurf vom pulsierenden Verkehr auf der westlichen Autobahnumfahrung Kölns entfernt, befinden sich die Außenstudios des WDR. Hier stehen unter anderem die Kulissen der „Lindenstraße“ und hier produziert die Crew rund um den Erfinder der Serie, Hans W. Geißendörfer, jede der bislang über 1430 Folgen. Jeweils drei bis vier Tage pro Woche wird gedreht — und danach geschnitten. Anschließend liegen die Folgen noch eine Zeitlang auf Lager und werden manchmal sogar ein, zwei Tage vor der Ausstrahlung noch aktualisiert.
Die „Lindenstraße“ gibt es seit 27 Jahren. Sie ist die älteste deutsche Soap-Opera. Die Einordnung als „Seifenoper“ verdankt sie dem weltweit ersten Muster einer TV-Endlosserie aus den USA, der „Springfield Story“, hergestellt im Auftrag des Waschmittelkonzerns Procter & Gamble.
Die bekannteste Figur der deutschen Seifenoper ist ohne Zweifel die „Mutter der Nation“, Marie-Luise Marjan alias Helga Beimer (Foto: dpa). Für sie ist die „Lindenstraße“ mindestens eine zweite Heimat geworden. Genau dorthin und zum produzierenden Sender, dem Westdeutschen Rundfunk (WDR) in Köln, führt diese Leser Tour am 3. August.
Im Mittelpunkt der Führung am Vormittag steht die Außenkulisse — mit spannenden Informationen über künstliche Blätter an Bäumen, Treppenhäusern ohne Treppe sowie einem Garten, der zugleich Spielplatz, Wohnquartier, Friedhof und mehr ist. Zum Gang über das Freigelände gehören auch Blicke in weitere Technik- und TV-Studios, die viel über die Arbeitsweisen und Kniffe der TV-Macher verraten. Zum Beispiel, wie dem Zuschauer der Eindruck vermittelt wird, der Drehort befände sich mitten im Wald und nicht im Studio oder warum man einen großen Heizkörper aus den 50er Jahren bequem mit zwei Fingern tragen kann.
Am Nachmittag folgt ein spannender Rundgang mit vielen Erläuterungen durch die Sendezentrale des größten deutschen ARD-Senders in der Kölner Innenstadt. Sie lernen Fernseh- und Hörfunkstudios für Live-Sendungen, Aufzeichnungen sowie Großveranstaltungen kennen und sehen die Arbeitsplätze von Bild-, Licht- und Ton-Technikern. Auch mit dabei: eines der vielseitigsten Hörfunkstudios in Deutschland.