Kolumne Gute Reise Im Schwitzkasten
Von Claudia Kasemann
November in Deutschland: Nasskalt und stürmisch ist’s, finster auch schon fast um fünf. Was tun? Na klar! Die Sauna rettet den Tag, Wellness für Körper und Seele. 5,5 Millionen Finnen können schließlich nicht irren - welche andere Nation verfügt schon über mehr Schwitzkästen im Haushalt (3 Millionen) als Pkw auf den Straßen (2,5 Millionen)?
Die Ursprünge des kultivierten Transpirierens verlieren sich übrigens im Dunkel der Geschichte. Nomadenvölker Zentralasiens und amerikanische Indigene verfielen wohl schon früh auf die Idee, mittels erhitzter Steine erste Schwitzhütten und -zelte einzurichten. Nicht nur ums pure Wohlbefinden in kalten Zeiten ging es dabei bereits damals, sondern auch ums soziale Miteinander. Auch heute gilt die Sauna in Nordeuropa als Treffpunkt, nicht selten würden dort sogar die besten Geschäftsideen beim zweiten oder dritten Aufguss ausgebrütet, heißt es. Was kein Wunder wäre, denn unter lauter Nackten spielen Hierachien ganz natürlich keine Rolle. Apropos textilfrei: Die aus interkultureller Sicht ersprießlichsten Saunagänge ergeben sich häufig im Hotel-Spa, wo verschiedene Bade-Etiketten aufeinandertreffen: Nord- und Mitteleuropäer ohne große Scheu im Adams- und Evakostüm, meist etwas verschämter die Südländer und Asiaten, in Badetücher gewickelt. Und wer da so puritanisch, artig bekleidet, in Badehose und Badeanzug schwitzt, kommt nicht selten von jenseits des Atlantiks.
Saunaregeln hin oder her - auf „unten ohne“ können sich alle verständigen: Die Badeschlappen bleiben vor der Tür.