Von Rucksack bis Rollkoffer: Ohne Handgepäck geht kaum jemand an Bord eines Flugzeugs. Manche reisen nur damit - teils um sich Geld für aufgegebene Koffer zu sparen, die immer mehr Airlines kassieren.
Doch das bringt Auswüchse mit sich: „Viele Leute schleppen inzwischen mehr als ein Handgepäckstück mit, das oft auch zu groß ist. Entweder nicht wissend, wie die Handgepäckregelungen bei der Airline sind, oder diese wissentlich ignorierend“, beobachtet der Flugbegleiter Nikolaus Moehren. „Das sorgt noch für zusätzliche Probleme, weil auf ausgebuchten Flügen die Gepäckfächer ohnehin mitunter schon nach der Hälfte des Boardings überquellen.“
Moehren arbeitet als Kabinenchef bei Lufthansa und ist bei der Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO unter anderem in der Arbeitsgruppe Flugsicherheit tätig. Er sagt: „Die Grundlösung wäre, dass man einfach kurz vorher in seine Buchung schaut: Was darf ich denn überhaupt mitnehmen?“
Eine Frage von Zentimetern und Kilos
Das empfiehlt sich nicht nur mit Blick auf die Nerven des Bordpersonals und aus Rücksicht auf die anderen Passagiere - sondern auch mit Blick auf den eigenen Geldbeutel. Denn Fluggesellschaften haben exakte Vorgaben zu Maßen und Gewicht beim Handgepäck, und die sind nicht einheitlich.
Wer dagegen verstößt, kann nicht immer auf Kulanz hoffen, sondern wird am Flughafen womöglich für das zu große Gepäckstück zur Kasse gebeten.
Bei Lufthansa darf es im Economy-Tarif maximal 55 mal 40 mal 23 Zentimeter messen. Bei Condor sind es nur 55 mal 40 mal 20 Zentimeter - hier kostet das Handgepäckstück im günstigsten Economy-Light-Tarif außerdem extra: je nach Strecke ab rund zehn Euro. Gratis mit an Bord darf bei Condor lediglich eine kleine Tasche mit den Maßen 40 mal 30 mal 10 Zentimeter.
Schon diese beiden Beispiele zeigen: Der Ratschlag Moehrens, vor dem Flug genau zu schauen, was mit an Bord darf, kommt nicht von ungefähr.
Airlines haben in den vergangenen Jahren die zulässigen Handgepäckgrößen teils geschrumpft, wie die Zeitschrift „Reise & Preise“ in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet.
Zu hoffen, dass eine Fluggesellschaft bei ein paar Zentimetern zu viel ein Auge zudrücken werden, ist bereits bei den genannten Airlines riskant. Absolut nicht ratsam ist es dem Bericht zufolge in den USA. Dort werde spätestens beim ersten Inlandsflug penibel genau nachgemessen und unbarmherzig kassiert, schreibt „Reise & Preise“.
Und was darf überhaupt rein ins Handgepäck?
Bei Flüssigkeiten gilt in Europa generell: Nur in Behältern bis 100 Milliliter, die in einer durchsichtigen Plastiktasche mit einem Volumen von maximal einem Liter verstaut sind, dürfen sie in die Kabine mitgenommen werden.
Die Flüssigkeitsregel war zwar an einigen deutschen Kontrollspuren mit neuartigen CT-Gepäckscannern ausgesetzt worden - doch sie gilt seit Anfang September 2024 wieder ohne Ausnahme. Darum sind größere Flaschen generell im Handgepäck verboten. Ausgenommen sind Flaschen, die Passagiere nach der Sicherheitskontrolle beispielsweise in Duty-free-Shops kaufen.
Während etwa große Duschgels daheimbleiben oder im Aufgabegepäck verstaut werden, dürfen manche Dinge wiederum nicht in den Frachtraum: Powerbanks beispielsweise müssen aus Sicherheitsgründen ins Handgepäck. Welche Anzahl und Kapazität erlaubt sind, kann von Airline zu Airline variieren.
Ohnehin gilt: Online finden sich in der Regel bei jeder Fluggesellschaft recht ausführliche Hinweise, was ins Handgepäck darf und was nicht. Dort liest man am besten rechtzeitig vor dem Flug einmal rein - bei der Gelegenheit kann man gleich checken, wie groß und schwer Rucksack oder Rollkoffer sein dürfen.
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