Meisterfrage offen „Sahne auf den Kaffee“: Basketball-Playoffs mit Fragezeichen

Berlin (dpa) - So spannend war das Rennen um die deutsche Basketball-Meisterschaft lange nicht mehr. Selbst der überlegene Hauptrunden-Champion FC Bayern startet mit offenen Fragen in die Playoffs.

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Die Bayern-Basketballer? Haben erst vor einem Monat seinen Trainer rausgeworfen. Serienmeister Brose Bamberg? Erholt sich von der größten Krise seit Beginn seiner Dauer-Regentschaft. Top-Herausforderer ALBA Berlin? Startet die Titeljagd mit dem jüngsten Team. Zu Beginn der Playoffs ist die Meisterfrage trotz der Vormachtstellung der Münchner in der regulären Saison so offen wie schon lange nicht mehr.

„In den Playoffs erwarten uns ausschließlich Spiele auf Augenhöhe und da wird man sehen, wie sich die Mannschaft bewährt“, sagte Bayern-Präsident Uli Hoeneß vor dem Auftakt der K.o.-Runde gegen die Fraport Skyliners aus Frankfurt am Samstag. „Jetzt beginnt eine neue Episode mit den Playoffs, quasi die Sahne auf den Kaffee.“ Auch ALBA-Manager Marco Baldi rechnet damit, dass jeder jeden besiegen kann: „Dieses Jahr könnte die Stunde eines Teams schlagen, das keiner so richtig auf dem Zettel hat.“

Naturgemäß kommt die Rolle des ersten Favoriten den Bayern zu. Der Pokalsieger hat vor dem ersten Duell mit Frankfurt diese Saison erst drei Spiele auf nationalem Parkett verloren - und besitzt den Titelanspruch als Selbstverständnis. „Es gibt keinen Zweifel, dass wir den besten Kader in der Liga haben“, formulierte Hoeneß in der „Süddeutschen Zeitung“. „Aber der beste Kader nützt nichts, wenn die Leute nicht miteinander zurechtkommen.“

So müssen die Münchner nun beweisen, dass sie nach der Trennung von Sasa Djordjevic unter ihrem neuen Coach Dejan Radonjic auch in Drucksituationen gefestigter geworden sind. „Mit Demut, Selbstvertrauen und Enthusiasmus“ gehe das Team in die Playoffs, kündigte Sportdirektor Daniele Baiesi an. Erst kürzlich hatte der defensiv starke Auftaktgegner Frankfurt den Meister von 2014 am Rande einer Niederlage.

Lediglich die Bayern konnten in den vergangenen acht Jahren einmal die Titelsammler aus Bamberg stoppen. Doch auch die Franken wechselten diese Saison ihren Erfolgstrainer Andrea Trinchieri aus, trotz eines leichten Aufschwungs mit Luca Banchi fehlt noch die alte Qualität.

Nur mit einem Zittersieg beim Mitteldeutschen BC retteten sich die Franken in ihrer schwächsten Vorrunde seit 2010 auf Platz vier und dürfen damit die erste Partie gegen die Telekom Baskets Bonn am Sonntag zuhause austragen. „Der Heimvorteil ist sehr wichtig für uns“, sagte Nationalspieler Maodo Lo. Dabei ist Bamberg gewarnt: Die Bonner fügten den Franken Ende Januar mit 37 Punkten Unterschied eine heftige Klatsche zu.

Die konstanteste Form vor Beginn der K.o.-Runde bewies zuletzt ALBA. Unter dem als Trainer des Jahres ausgezeichneten Aito Garcia Reneses gelangen 18 Siege in Serie. In Vizemeister EWE Baskets Oldenburg wartet zum Start jedoch ein unbequemer Gegner.

Und die MHP Riesen Ludwigsburg als drittbestes Team der Hauptrunde stehen vor einem schweren Spagat. Das erste Playoff-Duell mit medi Bayreuth steht erst am Donnerstag kommender Woche an - zuvor geht es in Athen im Finalturnier um den Titel in der Champions League.