50er Jahre: Als WM-Toni im Bierwagen feierte
Torwart Turek und Gustaf Gründgens waren die Stars der 50er.
Düsseldorf. Zehntausende Menschen drängten sich auf den Straßen und streckten ihre Hände Richtung Himmel, als Fußballgott Toni Turek am 8. Juli 1954, am „Turek-Donnerstag“, in einem Bierwagen durch die Stadt fuhr. Der Fortuna-Torwart hatte im WM-Finale von Bern den großen Favoriten aus Ungarn mit seinen Glanzparaden verzweifeln lassen. „Turek, du bist ein Teufelskerl“, rief Rundfunk-Reporter Herbert Zimmermann. Am Ende hieß es 3:2. Deutschland war Weltmeister — und Düsseldorf bejubelte einen weiteren Helden.
Denn nur drei Jahre zuvor, am 13. September 1951, hatte Theaterstar Gustaf Gründgens mit Schillers „Räubern“ die Premiere des neuen Schauspielhauses an der Jahnstraße gefeiert. Durch den zäh verlaufenden Bau der 1,5 Millionen Mark teuren Bühne mit 1000 Sitzplätzen drohte der Stadt eine Theaterkrise.
Erst als Gründgens an der Spitze der „Schauspiel GmbH“ das Projekt vorantrieb, nahm der Umbau Gestalt an. 1953 überreichte ihm Bundespräsident Theodor Heuss das Große Bundesverdienstkreuz. Doch schon im nächsten Jahr fiel für Gründgens am Rhein der letzte Vorhang. Er wechselte nach Hamburg, weil er beim Aufbau der Oper von den Kulturpolitikern ignoriert wurde.
Die lokale Theaterszene war geschockt. Der Regisseur Karl Heinz Stroux trat die Nachfolge an und feierte am 22. April 1956 mit Beethovens „Fidelio“ die Eröffnung der Oper.
Für deutschlandweites Aufsehen sorgte in den fünfziger Jahren der Düsseldorfer Geistliche Carl Klinkhammer, der als Bunkerpfarrer berühmt wurde. Hildegard Knef, die im Film „Die Sünderin“ für eine Sekunde die Hüllen fallen ließ, erregte das katholische Gemüt.
Aus dem zur Pfarrkirche umgebauten Bunker am Handweiser in Heerdt führte der Pfarrer einen Feldzug gegen den Verfall der Sitten. Manche Anhänger warfen bei Filmvorführungen sogar Stinkbomben — das ganze Land blickte nach Düsseldorf.