20 Termine an einem Tag — das Prinzenpaar ist auf Tour
Prinz Thomas II. und Venetia Anke machen Stimmung, wo sie auch hinkommen.
Düsseldorf. Noch ein Lied? Klar, dafür ist immer Zeit. „Aber nur die erste Strophe“, gibt Günter Korth, Präsident der Radschläger, dem Prinzen noch mit auf den Weg.
Die dafür aber mit um so mehr Elan: A cappella tritt Thomas Puppe ordentlich aufs Stimmungspedal. Die Karnevalisten im Haus Gantenberg hängen an seinen Lippen.
Dabei drängt die Zeit. Kein Wunder, dass Rolf Jäger ständig unter Druck steht. Es muss weitergehen. Immer weiter. Und immer so schnell wie möglich.
Jäger, der Chefadjutant des Prinzenpaars, ist für den Zeitplan der Tollitäten verantwortlich. Er ist es, der den Überblick hat. 20 Uhr: Neun Veranstaltungen hat sein Tross heute schon hinter sich. Bei jeder einzelnen sitzt ihnen die Zeit im Nacken, haben sie die nächste Bühne schon vor Augen.
Jäger treibt seine Gruppe an: „Weiter, durchgehen, weiter.“ Auf zum nächsten Termin. Im Mittelpunkt: Thomas Puppe und Anke Conti Mica. Für das Prinzenpaar der laufenden Session läuft die stressigste Phase des Jahres.
Bis zu 20 Veranstaltungen stehen am Wochenende auf dem Tagesplan — von einer Karnevalssitzung zur nächsten, quer durchs Stadtgebiet, mal 70, mal 700 Jecken. Prinz Karneval und seine Venetia lassen sich sehen, wo es nur geht. Ein Double für den Krankheitsfall oder Müdigkeitserscheinungen steht nicht bereit.
Wo sie auch hinkommen, sie sind Mittel- und Höhepunkt der Veranstaltung. Wenige Momente in einem stickigen, verrauchten Hinterzimmer warten, dann geht es in Begleitung von Stamm- und erweiterter Adjutantur auf die Bühne. Und das heißt Stimmung machen: Die Venetia setzt ein Lächeln auf, der Prinz ein Lachen.
Das immer gleiche Ritual folgt: Ein paar jecke Worte, einige Orden, viele Küsschen und noch viel mehr gute Laune an die jubelnden Karnevalisten verteilen. Thomas II. tanzt wie ein Derwisch über die Bühne und sucht den Kontakt zum Publikum, während er mit Venetia Anke — ganz Dame und etwas zurückhaltender — lauthals singt: „Karneval und glücklich sein, in Düsseldorf am Rhein.“
Zeit für Nettigkeiten bleibt wenig, die Parolen ähneln sich: Düsseldorf sollte zusätzlich zum Titel Landeshauptstadt auch den der Karnevalshochburg auf den Ortsschildern tragen, Venetia Anke sei der Höhepunkt der Schöpfung und Düsseldorf helau.
Zusätzlich etwas Individuelles: Das „Alt Urdenbach“ wird zum „Wohnzimmer des Karnevals“ und Günter Korth, Präsident der Radschläger, zum „Thomas Gottschalk Düsseldorfs“.
Glücklich scheint Thomas Puppe in seiner Rolle als Prinz zu sein. In vollem Ornat, mit Fasanenfedern auf dem Kopf und weißer Strumpfhose über den Beinen, gibt er sich stets herzlich, bodenständig und spontan. „Eine absolute Stimmungskanone“, sagen seine Adjutanten. Und eine Rampensau.
Wie schafft er das während eines Sitzungsmarathons von 12 bis nach 24 Uhr? Eine einfache Erklärung: „Adrenalin, das wirkt. Vor jubelnden Menschen zu stehen, gibt unglaublich viel Energie.“ Es ist die Liebe zum Karneval, die das Prinzenpaar antreibt. Die Stadt zu repräsentieren, sehen sie als Ehre und Aufgabe. „Als Rheinländer hat man ein zusätzliches Gen: das Karnevalsgen“, sagt Anke.
Dort, wo die Jecken feiern, muss das Prinzenpaar arbeiten. Alkohol? Kaum. „Beim letzten Auftritt freue ich mich auf ein Bier. Sonst gibt’s nur Wasser.“ Am Ende des Tages, in der heimischen Küche, noch einen Schnaps zum Runterkommen. „Dann lasse ich den Tag ruhig ausklingen, lege mich später ins Bett und lasse mich vom Fernseher noch etwas berieseln. In den Schlaf finde ich nicht sofort.“
Venetia Anke geht es ähnlich an. Ein Rotwein mit dem Ehemann, dann geht es langsam ins Bett.
An Aschermittwoch hat das Prinzenpaar es geschafft, dann ist die Session vorbei. Wenn es bis dahin seine Zeitpläne einhält, ist das zum Großteil ein Verdienst von Chefadjutant Rolf Jäger. Denn auf die Uhr schielt das Prinzenpaar selten.
Die Stimmung hat es um so besser im Blick. Die befeuert es um jeden Preis. Vorfreude auf die Ruhe nach der Session? Gar nicht. „Der Job ist schön“, sagt Thomas Puppe, lacht und macht sich auf den Weg zur nächsten Bühne. Gute Stimmung verbreiten.