Promi-Trash mit Ekelfaktor auf dem TV-Acker

WZ-Autor Matthias Rech über das Ackern auf dem Niederkasseler Mietfeld.

Düsseldorf. Säen, jäten, ernten — das Ackern kann für Großstadtbauern manchmal ein wenig „unaufgeregt“ sein. Kein Wunder also, dass einem zwischen Kürbis und Kartoffeln komische Gedanken kommen, was man aus dem Gärtnern am Düsseldorfer Rheinstrand noch alles machen könnte. So schnell, wie man eine Möhre aus der Erde zieht, durchzuckte mich neulich ein Geistesblitz: Die Großstadtbauern als TV-Format. Nachdem deutsche Fernseher schon das Dschungelcamp, Wild Girls — auf High Heels durch Afrika, Reality Queens am Kilimandscharo und Promi-Big-Brother ertragen mussten oder müssen, hätte eine Sendung mit Namen „Die Großstadtbauern — guck mal, wer da erntet“ durchaus ihre Berechtigung. Und hier kommt der Beweis:

Der Promi-Faktor: Die Kandidaten müssen natürlich sorgfältig ausgewählt werden. Während es bei den einschlägigen Trash-Formaten reicht, einmal auf Dieter Bohlen hereingefallen zu sein, müssten die TV-Großstadtbauern natürlich einen Namen haben und mit ihm für Düsseldorf stehen. Allein die Vorstellung wie Oberbürgermeister Dirk Elbers auf allen Vieren die Disteln aus dem Feldsalat zupft oder Radieschen in sein Louis Vuitton-Täschchen sammelt, wie Campino Harald Glööckler erklärt, wo die Karotten wachsen oder Lumpi Lambertz, der Sahra Wagenknecht zeigt, wie man Gurken abgrätscht, während Gülcan Kamps und Chiara Ohoven so lange auf die Rote Bete einschwatzen, bis die von selbst ins Einmachglas hüpft und um ein Vakuum bettelt — das garantiert doch Einschaltquoten.

Der Ekel-Faktor: Was sind schon herzhafte Bisse in Känguru-Hoden, wenn nicht Würmer, Stechmücken, Käfer und andere interessante Insekten zurückbeißen können? Nur wer schon einmal von Hand ein Schneckennest aus der Wurzelpetersilie entfernt hat und wem schon einmal eine Meute Kartoffelkäfer auf die Unterarme gepinkelt hat, bevor er die Gelb-Schwarzen „entsorgen“ musste, der kann in Sachen Ekel mitreden. Die Königsprüfung wäre, mit einem angefaulten Kohlkopf auf dem Beifahrersitz durch eine Waschstraße zu fahren. Ich verspreche: Es würde mehr gekotzt als im Dschungel.

Der Voyeur-Faktor: „Die Großstadtbauern“ punkten mit prallen, knackigen Kürbissen statt silikongefüllten Brüsten, deren Trägerinnen an einer Stoffallergie leiden. Hier wird nicht an falschen Wurstlippen, sondern an Zuckerschoten geknabbert. Nichts ist so sexy wie frisches Gemüse. Das einzige Stückchen Haut, dass ab und zu aufblitzt, ist ein Gärtnerausschnitt — in anderen Berufen auch Maurerdekolletee genannt. Womit wir — je nach Gärtner — wieder beim Ekelfaktor wären.

Der Trash-Faktor: Hier müssen die Produzenten der Großstadtbauern Abstriche machen. Gemüse anzubauen und zu ernten soll schließlich sinnvoll sein. Daher müssten die Kandidaten um Elbers, Lumpi und Co. am Ende jeder Folge eine Prüfung bestehen: aus der frischen Ernte eine wohlschmeckende Mahlzeit für Obdachlose zubereiten und servieren. Sollte das den Entscheidern zu niveauvoll sein, ließe ich mit mir reden: Alternativ könnten Sophia Wollersheim und Verona Pooth in die Kandidaten-Schar aufgenommen werden. Bevor etwas Sinnvolles gesendet wird, ließe man diese beiden Größen der geistreichen Unterhaltung über die Maiskolben-Ernte philosophieren, damit das Niveau nicht zu hoch wird. Wobei da schon beinahe die Grenze des Erträglichen erreicht sein dürfte.

Überzeugt, liebe TV-Produzenten? Dann meldet euch.