Song Contest-Moderator: Fans wollen Kerkeling statt Raab
Erst die Wahl von Düsseldorf als Austragungsort, dann die Entscheidung gegen Hape Kerkeling als Moderator. Der Eurovision Song Contest 2011 sorgt bei den Fans für Kontroversen.
Düsseldorf (dpa). Die internationale „ESC“-Fangemeinde blickt auf Deutschland, doch hier ist man verblüfft über den Eurovision Song Contest. Die treuesten Anhänger des Musikwettbewerbs diskutieren immer noch die Lösung der Moderatorenfrage. Viele von ihnen hätten anstelle der beiden Entertainer Stefan Raab und Anke Engelke sowie der „Tagesschau“-Sprecherin Judith Rakers lieber Kabarettist Hape Kerkeling beim Song-Contest-Finale am 14. Mai auf der Bühne gesehen. Die Wahl des Trios ist eine weitere Überraschung, nachdem zuvor bereits die Entscheidung für Düsseldorf als Austragungsort für Kontroversen gesorgt hatte.
„Es gibt eine gewisse Enttäuschung, dass Hape Kerkeling nicht auftritt“, sagt Klaus Woryna, Chef des deutschen Zweigs der „Organisation générale des amateurs de l'Eurovision“. Bei den Mitgliedern der OGAE, die als wichtigster Grand-Prix-Fanclub gilt, genieße Kerkeling Kultstatus, erklärt Woryna. Die Biografie des heute 46 Jahre alten Kerkeling ist eng verwoben mit dem Song Contest. Seine Leidenschaft dafür begann bereits als Elfjähriger. Seit dem Jahr 1976, als die britische Band Brotherhood of Man gewann, habe er keine Ausgabe verpasst, erzählte Kerkeling einmal. In den Jahren 1989 bis 1991 moderierte er den nationalen Vorentscheid Deutschlands und brillierte mit seinen Parodien.
Im vergangenen Jahr, als Lena mit „Satellite“ gewann, vergab er für Deutschland die Punkte. „Das ist schon ein Traum, der wahr wird“, hatte Kerkeling über diese Aufgabe gesagt. Da schien es nur konsequent, dass sich rasch nach Lenas Sieg die Facebook-Gruppe „Hape for Eurovision Song Contest Moderator 2011!“ gründete. Sie hat immerhin 3000 Mitglieder.
Man kann nur mutmaßen, wie gern Kerkeling im Mai beim Song Contest auf der Bühne gestanden hätte. Er selbst äußert sich derzeit nicht zum „ESC“. Auch die ARD hält sich bedeckt. Unterhaltungschef Thomas Schreiber lässt aber durchblicken, dass es mit Kerkeling Gespräche gab. Zähneknirschend haben die Fans die Wahl des Trios Raab, Engelke und Rakers zur Kenntnis genommen. „Anke Engelke ist sicher eine gute Wahl, und das gilt auch für Judith Rakers“, lautet das Urteil von Michael Sonneck, Präsident des Eurovision Club Germany. Die Meinungsverschiedenheiten entzünden sich eher an Stefan Raab. Dass dieser als Entdecker von Sängerin Lena Meyer-Landrut befangen sein könnte, ist dabei eine untergeordnete Befürchtung. „Was soll man als Moderator schon groß beeinflussen?“, fragt OGAE-Präsident Woryna. Ihn treibt eine größere Sorge um: Raab sei bisher nicht durch makelloses Englisch aufgefallen.
Die Fans spekulieren deshalb, welcher Moderator beim Finale welche Rolle übernehmen könnte. Stefan Raab als Spaßvogel im Green Room, in dem die Musiker auf die Punktevergabe warten werden? Anke Engelke, für die auch Französisch kein Problem ist, als Moderatorin auf der Bühne? Vielleicht eine etwas ernstere Rolle für Judith Rakers? Angeblich ist schon alles ausgetüftelt. „Der Stefan hat das im Kopf schon alles fertig“, wurde Anke Engelke kürzlich zitiert. „Auf einer Weihnachtsfeier hat er mir erzählt, wie er sich das vorstellt“, sagte sie über Stefan Raab.
Auch Judith Rakers hat schon etwas verraten. „Ich werde keine Comedy machen“, sagte sie am Montag vor einer Woche, als sie ihr Debüt beim Song Contest hatte. In lilafarbenem Cocktailkleid und roten, hochhackigen Schuhen präsentierte sie in Düsseldorf die Auftaktveranstaltung, die den Veranstaltungsreigen rund um den Song Contest eröffnete. Dass die 35-Jährige zu einer neuen Unterhaltungsmoderatorin der ARD aufgebaut werden könnte, hat auch ihr Chef Thomas Schreiber dementiert. Eine solche Strategie gebe es nicht.