Gast-Beitrag Wir müssen nicht verschämt nach Kopenhagen schauen
Thema Stadtplanung: Trotz einiger „defizitärer“ Stellen im Stadtgebiet wie Hauptbahnhof und Tuchtinsel - Düsseldorf kann sich sehen lassen.
Der Prince of Wales würde es vermutlich als „Furunkel im Angesicht eines Freundes“ bezeichnen, der Düsseldorfer an sich ist vielleicht mehr über die Sturheit verwundert, mit der sich einige baufällige Gebäude im Herzen der Stadt gegen die neuen Entwicklungen in der Nachbarschaft behaupten.
Die Innenstadt nimmt mit der Neugestaltung der Wehrhahnlinie, den Kö-Bogen- Projekten I und II, und der Schadowstraße endlich Form an. Der nach dem Tausendfüßler-Abriss begonnene „Heilungsprozess“ im Bereich zwischen Altstadt und Oststraße bis nördlicher Kö-Abschluss ist in vollem Gange und führt zu neuen stadträumlichen Qualitäten mit interessanten Blick- und Wegebeziehungen, die einer weltoffenen Stadt wie Düsseldorf entsprechen und ihr sehr gut tun.
Neben dem gestalterisch und räumlich völlig unzureichenden Hauptbahnhof-Areal, das dem eintreffenden Reisenden leider nichts von diesem Gefühl zu vermitteln vermag, gilt dies in gleichem Maße für die mangelhafte Situation auf der Tuchtinsel. Diese Fläche ist eine bedeutende Nahtstelle für den von Süden her einfahrenden Verkehr und wirkt stadträumlich im Dreiklang mit Johanneskirche und Dreischeibenhaus. Im ursprünglich siegreichen Wettbewerbs-Entwurf von 2009 war daher auch ein weiteres hohes Gebäude vorgesehen, das der besonderen Situation gerecht werden sollte, und bis heute einen sinnvollen Beitrag zur innerstädtischen Nachverdichtung darstellt.
Zugegeben, diese defizitären Stellen im Stadtbild werden vorrangig durch komplizierte Eigentumsverhältnisse geprägt, die zum Teil aus unterschiedlichen (persönlichen?) Interessen dem großen städtebaulichen Wurf entgegenwirken. Aber bitte, warum können die beteiligten Eigentümer A, B und C — Initialen sind fiktiv, Ähnlichkeiten rein zufällig — an diesen Orten nicht endlich zu einer Lösung kommen, die zum Wohl der gesamten Stadt beitragen und in einer deutlichen Verbesserung des Stadtbildes resultieren würde?
Umso bedauerlicher, da sich unsere Stadt gerade dazu aufschwingt, durch ihre enorme Dynamik und positive Energie zu einem ständigen „Global Player“ mit hohem Wohlfühlklima im internationalen Städte-Wettbewerb zu werden. Dafür brauchen wir auch nicht verschämt nach Kopenhagen oder in andere innovative Metropolen schauen. Über den Tellerrand blicken ist ja gut, dennoch sollte Düsseldorf selbstbewusst genug sein und weiter die eigenen, teils schlummernden Qualitäten wecken und sinnvoll entwickeln, bevor fremde Erfolgskonzepte adaptiert werden.
Volker Vogel, Stadtbildpfleger der Düsseldorfer Jonges