Kirchen in NRW Mariendom in Velbert: Das Haus für wanderndes Gottesvolk

„Maria, Königin des Friedens“ lockt seit 1968 Pilger nach Velbert-Neviges. Erbaut wurde das Gotteshaus von dem Architekten Gottfried Böhm. Außen fällt die aufgehängte Betonkonstruktion ins Auge des Betrachters, innen sind die Fenster und die Marienstele mit dem Gnadenbild besonders beeindruckend.

Foto: Stefan Fries/Andreas Reiter

Velbert-Neviges. Die von 1966 bis 1968 erbaute Wallfahrtskirche „Maria, Königin des Friedens“ im Velberter Stadtteil Neviges gilt als das Hauptwerk des Architekten Gottfried Böhm. Er hatte eine aufgehängte Betonkonstruktion gewählt, um das Gotteshaus innen möglichst großzügig wirken zu lassen. „Keine Pfeiler sollten die Gläubigen stören“, sagt Ursula Liskes, die mit einer Unterbrechung seit 1992 Interessierte durch den im Volksmund Mariendom genannten führt. Die Gesamtkosten haben sich laut Ursula Liskes auf 70 Millionen Mark summiert. Das riesig anmutende Gebäude kommt in der Tat mit einer tragenden Säule aus, die gleichzeitig als Kanzel dient. Die Ausmaße betragen 50 Meter Länge und 37 meter Breite.

Die Wallfahrtskirche besticht zudem durch eine besondere Dachkonstruktion, die 2700 Quadratmeter Fläche umfasst und eine Zeltstadt für die Menschen auf dem Weg zu Gott darstellt. Dies wiederum hatte in der Vergangenheit auch für weniger nette Spitznamen wie „Zitronenpresse“ und „Gebetsbunker“ geführt. Hinzu kommt, dass die Dachkonstruktion bereits seit der Fertigstellung des Doms Schwierigkeiten bereitet, weil an einigen Stellen Wasser eindringt. Auch aktuell wird an der Lösung des Problems gearbeitet (siehe Kasten).

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Schon von außen wird dem Betrachter schnell klar, dass dieses Gotteshaus Maria, der Mutter Gottes, geweiht ist. Sie wird häufig als Rose dargestellt und eine solche empfängt den Besucher bereits neben dem Eingang. Innen angekommen, fällt erst einmal der Boden auf. Das durchgehende Muster stellt die Jakobsmuschel dar, die als Symbol und Schutz für Pilger gilt. Der Mariendom ist eher dunkel, nicht so lichtdurchflutet, wie andere Gotteshäuser. „Die Idee dahinter ist, dass die Gläubigen im Dunklen zur Besinnung kommen können“, erklärt Ursula Liskes. Die Augen brauchen eine kurze Zeit, bis sich ihnen die Schönheit der Wallfahrtskirche eröffnet. Beeindruckende Fenster brechen die Dunkelheit in einigen Bereichen des Doms mit kräftigen Farben auf.

Das Gotteshaus wirkt wie ein offener Marktplatz. Die Gläubigen sollen sich als wanderndes Gottesvolk, nicht als geschlossene Gesellschaft verstehen. Auch von innen wird der Betrachter beim Blick an die bis zu 34 Meter hohe Decke an ein Zelt erinnert. „Maria, Königin des Friedens“ hat drei Kapellen. Die wichtigste, die Marienkapelle, trägt in der Marienstele das Gnadenbild. Mit diesem hatte die Geschichte der Wallfahrt in Neviges um 1680 überhaupt erst begonnen. Laut Überlieferung hatte sich Pater Antonius Schirley aus dem Franziskanerkloster in Dorsten das Bild an die Wand gehängt. Beim Gebet soll ihn eine Stimme aufgefordert haben: „Bring mich nach dem Hardenberg, dort will ich verehret sein.“ Bis 1935 hieß der Ort, an dem nun der Dom steht, Hardenberg-Neviges.

Die von Elmar Hillebrand geschaffene Stele stellt auf der Vorderseite Maria mit dem Jesuskind dar. Rechts und links ranken Rosenknospen, die Mutter und Kind in dem Lebensbaum zu schützen scheinen. Auf der Rückseite ist Jesus am Kreuz dargestellt. Damit sind Geburt und Tod des Erlösers vereint. Beeindruckend ist das Fischfenster, neben dem die Marienstele steht. Die kräftigen Farben Rot, Blau und Grün stehen für Liebe, Glaube und Hoffnung. Der Fisch wiederum ist das Zeichen der Christen. An dieser Wand ist auch eine kleine Gedenkstätte untergebracht. Der damalige Kardinal Karol Józef Wojtyla hatte den Mariendom im Sommer 1978 besucht. Nur drei Monate später wurde er zum Papst gewählt. Unter das Bild des Johannes Paul II. werden immer wieder frische Blumen gelegt und Teelichter entzündet.

Die Sakramentskapelle besticht durch die sie umgebenen Fenster. Auf einem ist eine große Rose mit blauem Mittelpunkt zu sehen — ein Zeichen für den tiefen Glauben an Gott. Auf einem der Fenster hat der Architekt Gottfried Böhm seine Eltern verewigt. Maria und Dominikus Böhm sind mit ihren Namen und Gesichtern abgebildet.

Die letzte Station bildet die Annenkapelle. Dort ist die Heilige Anna mit Maria und Jesus abgebildet. Auch Reliquien werden dort wie ein Schatz gehütet.