Blühende Oasen und üppige Gärten - Eine Expedition ins Innere
Mitten in der Stadt gibt es hinter den Häusern üppige Gärten und kleine blühende Oasen.
Krefeld. Der Krefelder an sich steht seiner Stadt skeptisch gegenüber. Ein altes krieewelsches Dilemma, das Jürgen Monderkamp Kopfzerbrechen bereitet. Seineszeichens Stadtplaner, angestellt bei der Stadt Krefeld, möchte er doch vielmehr im Rahmen des Stadtumbaus West für das Wohnen in der Innenstadt werben. Die Innenstadt — ausgerechnet. Schließlich hat der Zweite Weltkrieg genau hier mit der Bombennacht von 1943 riesige Lücken in die einst so schmucke Bebauung gerissen.
Und wo noch Gründerzeithäuser zahlreich erhalten sind wie etwa in der Südstadt, lässt die Pflege der alten Substanz oftmals zu wünschen übrig. Soweit das, was das Auge von außen geboten bekommt.
Doch Monderkamp hat eine Expedition ins Innere gewagt und Überraschendes zutage befördert. In einem Bildervortrag stellt er die hier und da geradezu öden Straßenzüge der Kehrseite der Medaille gegenüber und wirft einen Blick in die Innenkarrees.
Und die sind, gerade in der Innenstadt — wie die Bilder beweisen - oftmals üppig grün. Da verbirgt sich hinter den Fassaden der Steinstraße ein wahrer Rosentraum, dem Moloch Philadelphiastraße stehen große Gärten gegenüber, auch im Kronprinzenviertel verbergen sich regelrechte grüne Oasen.
Manch ein „Stadtpionier”, Hausbesitzer, die ihre städtischen Altbauten mit viel Liebe und Einfallsreichtum in moderne und charmante Wohnhäuser verwandelt haben, verfügt ebenfalls über einen heimeligen Hof, der sich in ein blühendes Kleinod verwandelt hat. Andere gar über regelrechte Gärten. „Stadtpioniere”, die Monderkamp bereits in einer WZ-Serie vorgestellt hat.
Üppige Gärten und kleine Oasen mitten in der Innenstadt — alles Einzelfälle? Mitnichten, wie die Luftbilder beweisen. 70 Prozent der Häuser verfügten über einen grünen Garten, berichtet Jürgen Monderkamp.
Und nicht nur das: Mancher Eigentümer habe viel Witz entwickelt, um das Potenzial zu nutzen. „So hat sich über die Jahre eine teils sehr kreative urbane Nischenwelt entwickelt, eine schöne, unentdeckte Welt voller urbaner Erotik”, formuliert es der Stadtplaner begeistert.
Dass Krefeld damit in der Innenstadt vielen anderen Städten etwas voraus hat, beweist er mit Vergleichsbildern von Innenstrukturen weiterer Citys. Parkplätze, Innenbebauung, Asphalt beherrschen dort das Bild.
Krefeld also könne wie keine zweite Stadt von ihren inneren Werten profitieren, wirbt Monderkamp und hält noch einen Anstoß zum Nachdenken für die krieewelschen Skeptiker parat.
Chestertons Romanfigur Pater Brown habe im schlimmsten seiner Wirkungsorte die Erkenntnis getroffen: „Der einzige Ausweg scheine zu sein, dass jemand Pimlico liebte . . .“ Vielleicht trifft das ja auch auf Krefeld zu.