Holger Ehrich: Komiker mit vielen Facetten

Holger Ehrich stammt aus Krefeld. Er arbeitet als Comedian, Regisseur und Leiter des Moerser ComedyArts-Festivals.

Krefeld. Humor kann eine ernste Sache sein — zumindest, wenn man wie Holger Ehrich eine große Portion Verantwortung trägt.

Seit 2007 sorgt der gebürtige Krefelder als künstlerischer Leiter des ältesten deutschen Comedy-Festivals in Moers jährlich für Qualitätsprogramme, die bis zu 1700 Zuschauer begeistern.

„Dabei bin ich die Generation Sesamstraße. Ernie und Bert, der Frosch Kermit und das Krümelmonster — ich bin mit den Sendungen in den frühen 70er Jahren aufgewachsen“, versucht der 45-Jährige seine komische Ader zu erklären, die keinesfalls familiäre Wurzeln hat.

Später kamen Laurel & Hardy im Fernsehen, Jaques Tati im Kino und das Gymnasium am Moltkeplatz als Schullaufbahn dazu.

Das Interesse an der Kultur endete aber nicht mit dem Besuch von Vorstellungen und Konzerten. Holger Ehrich gehörte wie sein Freund Franz Mestre (Samstag Kresch-Theater) zu den jungen Aktiven, die Mitte der 1980er in Krefeld kulturell etwas auf die Beine stellen wollten. „Ich wollte als Schüler auch etwas selbst machen. Die Kulturwoche, Konzerte auf der Rennbahn oder in der Kufa zählten dazu“, erinnert sich Holger Ehrich.

Zumindest das Studium ab 1989 in Bochum — die Ruhrgebietsstadt ist noch heute Ehrichs Domizil — konnte die Eltern in Krefeld in Ansätzen noch beruhigen. Film- und Fernseh- sowie Theaterwissenschaft und Germanistik — das klang sehr solide.

Wenn es da nicht die jungen Wilden wie Hennes Bender oder Thorsten Krawinkel gegeben hätte. ShowBlock hieß das Musik-Comedy Projekt. „Wir haben auch seriöses Theater gespielt — zum Beispiel den „Klassenfeind“.

Aber selbst in das überwiegend seriöse Studium schlich sich nach Holger Ehrichs Aussage die Komik ein und schaffte es 1998 in Form von Monty Python bis in die Themenliste der Abschlussprüfung.

Mit der Pantomimin, Schauspielerin und Regisseurin Deana Kozsey ist Holger Ehrich nicht nur eine private Partnerschaft eingegangen, sondern steht mit ihr seit 1999 als Duo Diagonal auf den Bühnen.

„Wir genießen es, Grenzgänger zwischen den Genres zu sein: auf den Kabarett-Bühnen stechen wir durch unsere visuellen Elemente heraus, bei Straßentheaterfestivals durch den glamourösen Stil und in der Comedy-Szene durch unsere artistischen Einlagen“, beschreiben beide ihr künstlerisches Alter Ego. „Und es macht Spaß, sich auf der Bühne auszutoben. Da kommt es auch schon mal zu einer Schlägerei“, so Ehrich.

Da das Duo Diagonal mit wenig Sprache auskommt und mehr auf das Visuelle setzt, wurde es schon zu vielen internationalen Festivals eingeladen. Selbst in Japan und Südkorea probten Holger Ehrich und Deana Kozsey den Geschlechterkampf.

Ehrichs Festivalauftritte sind auch für seine Aufgabe als künstlerischer Leiter des Moerser Festivals wichtig. „Ich lade interessante Künstler nach Moers ein, mit denen ich zusammen schon einmal auf der Bühne gestanden habe.“

Das Programm für das 37. Moerser Festival am 16. bis 18. August steht. Eine der spektakulärsten Nummern dürfte Ockham’s Razor sein, eine Art Tanztheater in der Luft. Die Darsteller werden überhaupt nicht den Boden berühren.

Mit etwas Wehmut wird Holger Ehrich dann das Geschehen auf der Open-Air-Bühne in der Moerser Innenstadt verfolgen. 2014 wird die dreitägige Veranstaltung aus Kostengründen in eine neue Veranstaltungshalle an den Stadtrand verlegt. „Ich denke, dass wir durch den Umzug auch das Festival neu aufstellen können.“