Konzert: Hippies schütteln die Krümel aus dem Flokati
Die Master Musicians of Bukkake in der Rampe — ein bizarres Spektakel.
Krefeld. Eine Band aus Seattle. Man denkt an Jimi Hendrix, dort geboren, oder an Grunge, dort entstanden. Aber die Band um Randall Dunn ist dann doch anders, um nicht zu sagen: sehr speziell. Die Master Musicians of Bukkake gastierten jetzt auf Einladung des Plattenladens Unrock in der Kulturrampe und bedröhnten ihre Fans mit einer psychedelischen Mischung aus orientalischen Klängen und Heavy-Metal-Habitus.
Auftritt der Musiker von hinten. Sie tragen Gewänder, die asiatische Mönchskutten darstellen sollen, dazu Turbane im Stil der Tuaregs. Piloten-Sonnenbrillen runden das Outfit ab, aber auf den Karnevalsschlager „Die Karawane zieht weiter“ wartet hier todsicher keiner. Diese Karawane schwingt Glöckchen und hat nach kurzer Wegstrecke die Bühne erreicht, die mit bunten Tüchern und asiatischem Schnickschnack ein postmodernes Hippie-Spektakel erwarten lässt.
Mit Randall Dunn und seinen Mannen springt man durch ein Wurmloch, das in schönsten Kaleidoskop-Farben schillert, zurück in die 70er Jahre. Der Geruch von Räucherstäbchen erinnert an Partys, an deren Ende man aus dem Flokati noch die Krümel für einen letzten Joint schütteln konnte.
Lange Intros schwellen an und ab, zum Soundgewaber gesellt sich ein hemmungsloser Einsatz von Bühnennebel, dessen freudlos-medizinischer Gestank sogar die Räucherstäbchen überlagert. Für das Soundgewaber ist Dunn auf einem Synthesizer zuständig, Gitarrist Milky Burgess und Geiger Timba Harris legen darüber Melodien, die klingen, als würden sich Countrymusiker an indischen Tonleitern abarbeiten.
Jim Davis zementiert darunter sehr schwere Basslinien, die sich oft wiederholen. Wer dabei an Mantras denkt, liegt nicht falsch. Schwer sind auch die Grooves von Drummer Don McGreevy und Perkussionist Dave Abramson, die den Ambient-Overkill ihrer Kollegen oft mit ungeraden Metren irritierend aufladen. Im Zentrum aber steht Sänger Brad Mowen, der mit seinen Falsettschreien in arabischen Aufstandsgebieten dieser Tage jeden Diktator das Fürchten lehren würde.
Die Kostüme und vor allem das exaltierte Agieren Mowens sind eindeutig ironische Elemente, und auch der Bandname, der mit seinem letzten Bestandteil auf ein widerwärtiges Pornographie-Subgenre verweist, ist offenbar völlig an den Haaren herbeigezogen. Doch abseits dieser Ironie ist der Oriental-Heavy-Metal-Crossover der Band durchaus originell, hat hörenswerte musikalische Qualität. Und durch einen leiseren Vortrag hätte die Musik ihren skurrilen Charme bestimmt nicht eingebüßt.