Martin Rütter - Mit dem Hund auf Du und Du
Martin Rütter erklärt 3000 Zuhörern mit viel Humor die Gründe für Erziehungsprobleme.
Krefeld. Er ist ein TV-bekannter Hundetrainer und -versteher. Falls es noch eines Beweises bedurfte, dass er auch ein ebenso guter Menschenversteher ist, so hat ihn Martin Rütter vor mehr als 3000 begeisterten Besuchern Donnerstagabend im Königpalast erbracht.
Was so umwerfend komisch rüberkommt und Hundehalter wie Nichthundehalter zum Lachen bringt, ist ein einfacher Trick. Rütter hält den Hundefreunden den Spiegel anhand ihres eigenen Verhaltens vor — und jeder erkennt sich darin wieder.
Rütter analysiert und übersetzt an höchst amüsanten Beispielen das Verhalten des Hundes für die Menschen und umgekehrt. Dabei wird deutlich, wie falsch der Halter zumeist die Beweggründe seines Tieres beurteilt und entsprechend falsch reagiert.
Der Trainer nimmt die Vermenschlichung der Hunde aufs Korn. Rütter kennt aus seiner täglichen Arbeit seine Klientel bestens und weiß um die Vermenschlichung, die in vielen Haushalten mit Hund an der Tagesordnung ist. „Ja, ich rede mit ihm in ganzen Sätzen und ja, er bekommt Taschengeld“, sorgt er für erste Lachsalven.
Dann ist die Namensgebung für die Vierbeiner dran. Sie werde zunehmend menschlicher — wie Emma. Oder Emma-Marie — für eine Dogge. „Ich warte noch auf Chantal“, sagt er und spricht es Niederrheinisch aus: „Schantall.“
Der wahre Hundefreund beschreibt ein häufig anzutreffendes Erziehungsproblem. Wenn man nach Hause komme und der Hund springe einen an, reagiere so mancher Halter mit Freude über die ausgelassene Begrüßung. Die fachmännische Übersetzung sieht anders aus: „Stellen Sie sich die Reaktion vor, wenn Ihnen Ihr Kind mit ausgestreckten Füßen zur Begrüßung in die Beine grätscht.“ Man würde das Kind für gestört erklären.
Im Laufe des Abends gibt er den Zuhörern handfeste Verhaltenstipps. Beispielsweise wie zu verfahren ist, falls der Vierbeiner bei jedem Klingeln an der Tür bellend den Aufstand probt: Konsequent sechs Wochen lang den Hund mit kurzer Leine zur Tür führen, ohne dass er jemanden anspringen kann. Das sei zwar anstrengend, aber danach habe das Tier das Interesse verloren.
Ähnlich einleuchtend ist die Ermahnung, sich immer wieder an den Vorfahren des Hundes zu erinnern; den Wolf. Zum Beispiel beim regelmäßigen Füttern: „In der Wildnis kommt auch stets um 18 Uhr ein Hase vorbei“, lästert der Trainer. Oder über das Striegeln: „Es soll ganze Wolfsrudel geben, die immer zum Frisör gehen.“ Wohl wissend, dass seine Ratschläge an die Hundehalter längstens bis zum nächsten Morgen vorhalten.