Wechsel an der Spitze - Das neue alte Kufa-Gefühl
Neun Jahre hat Jürgen Mengert den Verein geführt. Nun folgt der deutlich jüngere Max Kropp.
Krefeld. Anderswo spricht man in solchen Fällen vom Ende einer Ära, von einer Frischzellenkur oder einem Neubeginn. Neun Jahre sind schließlich keine kurze Amtszeit für einen Vereinsvorsitzenden.
Und doch ist der Wechsel an der Spitze der Kulturfabrik nach außen völlig geräuschlos vonstatten gegangen: Jürgen Mengert (49) hat den Vorstand verlassen, der 18 Jahre jüngere Max Kropp folgt ihm als Vorsitzender nach — Ende der Geschichte.
Trotzdem verrät dieser Generationswechsel, der eben kein Richtungswechsel ist, eine ganze Menge über die Kufa. Anders als bei anderen Vereinen wächst die Zukunft hier beständig von unten nach. Das Gebilde erneuert sich aus sich selbst heraus, ganz so, wie es die begehrten T-Shirts mit „Elternhaus Kufa“ ausdrücken.
Mengert, der den Laden mit seiner ruhigen, besonnenen Art zusammengehalten hat, macht freiwillig Platz: „Ich halte es für eine gute Idee, Amtszeiten zu begrenzen. Wenn wir hierzulande die gleichen Regeln hätten wie in den USA, wäre uns manche Episode der Ära Kohl erspart geblieben.“ Amtsmüde, sagt Mengert, sei er zwar nicht: „Aber der Job hat viel Kraft gekostet.“
Denn über die Jahre hat die Kufa nicht nur stark an Mitgliedern gewonnen, sie ist auch zum kleinen Unternehmen geworden. „Die Kufa ist Arbeitgeber, Umsatzträger und Wirtschaftsfaktor“, betont Mengert.
„Und der Vorstand hat die Verantwortung für das alles.“ Gleichzeitig ist sie im Inneren ein Verein geblieben, mit allen Regularien, Entscheidungsprozessen und Befindlichkeiten. „Man braucht den Blick für die Leute, die hier arbeiten. Die Sozialhygiene ist wichtig.“
Diese Welten zu verbinden, traut sich Kropp zu, der wie Mengert den Eindruck vermittelt, sich selbst nicht allzu wichtig zu nehmen: „Ich hätte hier auch den Kassenwart gemacht“, sagt er frei heraus. „Wichtig war das Vorstandsteam.“ Dem gehören weiterhin Christian Neuhausen und Matthias Claußing an, die erst 24-jährige Franca Schnell ist wie Kropp neu hinzugekommen.
Ihr gemeinsames Aufgabengebiet ist „das große Ganze“, wie Mengert formuliert. Für das Aushängeschild der Kufa, das Programm, ist nämlich nicht der Vorstand zuständig, sondern der sogenannte Programmausschuss. Was wie ein Behördenapparat klingt, ist eine engagierte Gruppe Ehrenamtlicher, die Kontakt zu den Agenturen hält und Bands verpflichtet. „Denen schreiben nichts vor“, versichert Kropp.
Ihm geht es eher darum, das „Kufa-Wir-Gefühl“ mit neuem Leben zu füllen: „Das war früher mal stärker. Wir müssen hier mehr miteinander arbeiten statt aneinander vorbei.“
Nach außen hin soll der ehemalige Schlachthof an der Dießemer Straße ein wichtiger kultureller Standort sein und bleiben: „Wenn die Leute sagen ,Die Kufa ist aus Krefeld nicht wegzudenken’, dann sind wir auf einem guten Weg“, sagt Max Kropp.
Während der neue Vorsitzende aus der Technik-Ecke der Kufa kommt, ist seine neue Vorstandskollegin Franca Schnell im Programmausschuss aktiv — und echtes Kufa-Kind. „Meine Eltern waren Gründungsmitglieder“, sagt die 24-Jährige, die in Düsseldorf als Friseurin arbeitet. „Ich bin im wahrsten Sinne in der Kufa aufgewachsen und habe hier schon mit 18 Thekendienst geschoben.“
Auch Max Kropp ist fast sein halbes Leben lang dabei. Seit 1999 mischt er im Technik-Team mit. Hauptberuflich arbeitet Kropp als Lehrer für Mathe und Physik in Duisburg, wo er auch lebt. Am Tag nach der Vorstandswahl hat er sich erst mal ein Auto gekauft.