Wer hat den Grünfink gesehen?

Naturfreunde sind aufgerufen, vom 9. bis 11. Januar eine Stunde lang die Wintervögel im Garten oder Park zu zählen und zu melden.

Besondere Aufmerksamkeit verdienen in diesem Winter Amsel und Grünfink. Ihre Bestände sind in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Gerade beim Grünfink wurden in diesem Jahr wieder zahlreiche kranke und tote Tiere in Gärten oder an Futterstellen gemeldet. Foto: Patrick Pleul/dpa

Foto: Patrick Pleul

Krefeld. Eine besondere Qualifikation ist nicht nötig. Das pure Interesse und die Freude an der heimischen Vogelwelt reichen zur Teilnahme aus. Vom 9. bis 11. Januar findet deutschlandweit bereits zum fünften Mal die „Stunde der Wintervögel“ statt. Der Nabu ruft Naturfreunde auf, in dieser Zeit eine Stunde lang die Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park zu zählen und zu melden.

Im Vorjahr haben sich bundesweit mehr als 76 000 Menschen an der Aktion beteiligt, allein in NRW meldeten rund 14 500 Vogelfreunde ihre Beobachtungen. Insgesamt wurden zwei Millionen Vögel gezählt. Wegen des milden Winterwetters allerdings deutlich weniger als noch im Vorjahr. Im Durchschnitt wurden laut Nabu 38 Vögel je Garten notiert. Dabei eroberte der Haussperling trotz Verlusten den Spitzenrang von der Kohlmeise zurück, dahinter platzierte sich erneut die Blaumeise knapp vor dem Feldsperling, gefolgt von Amsel, Grünfink und Buchfink. Elster, Rabenkrähe und Rotkehlchen komplettierten die Top 10.

Insgesamt wurden 169 verschiedene Arten gemeldet, auf die zehn häufigsten entfielen aber rund 75 Prozent der Individuen. Genau auf diese häufigen und allgemein bekannten Vögel kommt es dem Naturschutzbund mit dieser Aktion an. Der will herausfinden, wie und ob sich die Lebensbedingungen für die Allerwelts-Vögel in den hiesigen Gärten verändern.

Im Mittelpunkt der Vogelzählung stehen vertraute und oft weit verbreitete Vogelarten, die auch den Winter hier verbringen wie Meisen, Finken, Rotkehlchen und Spatzen. Bei Nahrungsengpässen tauchten in manchen Wintern in großer Zahl auch sogenannte Invasionsvögel wie Seidenschwanz, Erlenzeisig und Bergfink auf. Deren Zahlen waren im letzten Winter allerdings vergleichsweise gering.

Besondere Aufmerksamkeit verdienen in diesem Winter Amsel und Grünfink. Ihre Bestände sind in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Gerade beim Grünfink wurden in diesem Jahr wieder zahlreiche kranke und tote Tiere in Gärten oder an Futterstellen gemeldet.

Nach der großen Epidemie im Jahr 2009 traten auch in den folgenden Jahren an Sommerfutterstellen immer wieder sterbende Grünfinken auf. Trichomonaden konnten damals als Ursache für den Tod von rund 80 000 Finken von Veterinären mehrfach bestätigt werden.

Der Nabu rät deshalb dazu, auf das Füttern der Tiere im Sommer zu verzichten, Futterstellen jeglicher Art im Winter penibel sauber zu halten und beim Auftreten von kranken oder toten Tieren das Füttern einzustellen. Ob diese Ratschläge das Massensterben stoppen können?

Eine Antwort auf diese Frage erhofft der Verband jetzt von der neuen Vogelzählung. Auch im Hinblick auf das massive Amselsterben. Im Sommer 2011 trat das tropische Usutu-Virus, der durch Stechmücken auf Vögel übertragen wird, erstmalig in Deutschland auf. Dies machte sich durch ein regional massives Amselsterben vor allem in der Region des nördlichen Oberrheingrabens bemerkbar. Auch 2012 und 2013 trat das Virus während der Mückensaison von Mai bis November wieder auf.

Als Zählhilfe für die „Volkszählung am Futterhäuschen“ stellt der Nabu auf seiner Internetseite eine Zählhilfe, Porträts der häufigsten Vogelarten wie auch Tipps zur Winterfütterung zur Verfügung. Das einzige, was dann noch fehlt, ist ein geschütztes Plätzchen, von dem aus die Vögel gut beobachtet und gezählt werden können.