Bundestagswahl 2025 Krefelder Bundestagskandidat Otto Fricke (FDP): „Demokratie heißt nicht Einigkeit um jeden Preis“

Serie | Krefeld · Zur Bundestagswahl 2025 spricht unsere Redaktion mit den Krefelder Bundestagskandidaten. Was sagen Sie zu strittigen Fragen? Hier mit Otto Fricke (FDP).

Otto Fricke kandidiert im Wahlkreis 109, Krefeld I – Neuss II, für die FDP. Er steht auf Platz sieben der FDP-Landesliste für NRW.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Otto Fricke war in den vergangenen Monaten ein gefragter Mann in der FDP-Bundestagsfraktion. Immer dann nämlich, wenn in der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP über das Thema Geld gestritten wurde. Das kam oft vor, in den vergangenen drei Jahren. Als haushaltspolitischer Sprecher vertrat Fricke die Position der Liberalen und will das möglichst auch nach dem 23. Februar, wenn der neue Bundestag gewählt wurde, machen.

Im Wahlkampf, das musste Fricke bislang feststellen, sind die Streitereien innerhalb der Ampel gerade vor Weihnachten ein größeres Thema gewesen. „Je näher der Wahltermin rückt, desto mehr ist das Denken weg von dem, was in der Vergangenheit war, hin zudem, was man für die Zukunft will“, sagt Fricke. Dennoch schwinge das Thema auch heute in einzelnen Gesprächen immer noch mit. Fricke sieht drei Parteien, „die mit guter Intention nach 16 Jahren Angela Merkel gestartet sind und manches verbessert und verändert haben“. Allerdings hätten spätestens im Sommer alle gewusst, dass der Beziehungsstatus von „Es ist kompliziert“ zu „Es geht nicht mehr“ geworden ist. „Eigentlich hätten dann alle drei sagen müssen, wie das fair und gut beendet werden kann“, sagt Fricke. Stattdessen hätten Christian Lindner und die FDP den schwarzen Peter gehabt. Inzwischen aber werde immer mehr Leuten klar, dass die Situation doch nicht so eindeutig war.

Fricke, der von Beruf eigentlich Rechtsanwalt ist, will das Thema hinter sich lassen. Er blickt stattdessen in die Zukunft und will getreu den Wahlplakaten, auf denen die FDP unter anderem mit dem Spruch „Alles lässt sich ändern“ wirbt, die politischen Weichen neu stellen – auch bei dem heiß diskutierten Thema Asylpolitik. Otto Fricke hatte im Bundestag dem von der CDU eingebrachten „Zustrombegrenzungsgesetz“ zugestimmt. Im Interview mit dem Fernsehsender Phönix hatte Fricke die Abstimmung folgendermaßen eingeordnet: „Wenn ein großer Teil der Bevölkerung, unabhängig von der Frage, ob es richtig oder falsch ist, sagt, da stimmt etwas nicht beim Thema Migration, dann muss ich mich damit beschäftigen.“

Transformation der
Wirtschaft als Kernthema

Im Business-Netzwerk LinkedIn legte Fricke nach: Politik müsse sich mit den Sorgen und Ängsten der Menschen auseinandersetzen, egal, wie unbequem das sei. „Die Abstimmung zum Zustrombegrenzungsgesetz war kein Versagen, sondern ein Ausdruck dieses Diskurses. Demokratie heißt nicht Einigkeit um jeden Preis, sondern das beständige Bohren dicker Bretter.“

Laut Fricke brauche es zudem in der Wirtschaftspolitik Veränderungen und die Erkenntnis, „dass wir ein leistungsstarkes Land sein können, aber wir selber dazu auch leisten müssen, und zwar alle“. Viele Faktoren, die Deutschland einst stark gemacht haben, gebe es nicht mehr, blickt Fricke auf den Fachkräftemangel und hohe Energiepreise. Es brauche auf Dauer die Entscheidung, welcher Job nicht mehr funktioniere, „aber dann muss ich eben auch gucken, was sind die Jobs der Zukunft?“ Für den 59-Jährigen steht fest, dass es dazu Investitionen bedarf. Solche, mit denen zukünftige Arbeitsplätze kommen und nicht mit denen nur alte Infrastruktur und Arbeitsplätze gesichert werden.

Auch für seine Heimatstadt hat Fricke klare Vorstellungen. „Wir sind nicht mehr das absolute Oberzentrum am Niederrhein“, sagt der FDP-Politiker. Man müsse sich eher dem Großraum Düsseldorf zuordnen und sich fragen, warum die Leute noch immer sehr östlich in der Landeshauptstadt wohnen wollen und nicht in Krefeld. Die Stadt verfüge über eine gute Anbindung, etwa an den Düsseldorfer Flughafen, die A57 werde ausgebaut, die Taktfrequenz der Züge in Städte wie Düsseldorf und Köln müsse dagegen noch verbessert werden. Für die Wirtschaft elementar wichtig sei zudem die Rheinbrücke in Uerdingen. Hier brauche es eine schnelle Lösung. Und wie steht es um den Erhalt der historischen Brücke? Fricke ist zwiegespalten. Sein Uerdinger Herz schlägt für die Brücke, er sagt aber auch: „Mit vernünftigem Verstand möchte ich nicht wissen, wie viele Kita-Gruppen oder offene Ganztagsgruppen ich mit den Kosten, die so eine Brücke kostet, finanzieren könnte. Der Wunsch nach Stütze von Bildung ist höher als die Frage nach der Stützung von sicherlich schönen Brücken.“