Wahlbilanz: Von Auf- und Absteigern
Nach der großen Freude kommt das große Planen: SPD-Politiker hatten vor der Wahl erwarten können, direkt in den Landtag einzuziehen. Für drei CDU-Mitglieder ist hingegen Schluss.
Kreis Mettmann. Bis tief in die Nacht feierten sie ihren Wahlerfolg, die Politiker der SPD. Und parallel zum Feiern wurden die Schnappschüsse von den Wahlkampfpartys auch gleich schon via Facebook online gestellt. Doch schon am Montag begann die Arbeit für die neuen Abgeordneten.
„Klar habe ich ein wenig gefeiert, aber am Dienstagmorgen hatte ich viele Mails und Telefonate zu beantworten“, sagt Elisabeth Müller-Witt. Sie war schon am Wahlabend voller Freude, hat sie ihren Widersacher von der CDU, Wilhelm Droste, im Wahlkreis Ratingen/Heiligenhaus doch abgehängt. „Das ist eine Sensation“, meint sie und freut sich auf ihre politische Arbeit in Düsseldorf. Die beginnt am Dienstag um 11 Uhr. Dann tagt die neue SPD-Fraktion zum ersten Mal.
Fest steht, dass Müller-Witt mit dem Einzug in den Landtag ihr Ratsmandat in Ratingen aufgeben wird. „Anders kann ich das zeitlich gar nicht schaffen“, sagt sie. Auch ihre Berufstätigkeit im Unternehmen ihres Mannes wird sie beenden. „Er muss sich jetzt eine andere Hilfe suchen.“
Volker Münchow, SPD-Direktkandidat für den Wahlkreis Velbert, Wülfrath und Teile von Mettmann, postete noch in der Wahlnacht das Lied „Glück auf, der Steiger kommt“. Und er feierte bis früh morgens. „Vier Uhr war es, als ich ins Bett kam.“ Trotzdem sei er früh aufgestanden. „Das erste Interview stand schon morgens auf dem Tagesprogramm.“
Mit seinem Einzug in den Landtag wird sich auch beruflich für Münchow etwas ändern. „Ich werde nicht mehr länger Fraktionsgeschäftsführer in Velbert sein können“, sagt er.
Während die Genossen sich auf ihre politische Arbeit im Landtag vorbereiten, muss sich Marc Ratajczak von der CDU in seinem Leben neu positionieren. Er war sieben Jahre lang im Landtag, verlor aber am Sonntag sein Mandat im Wahlkreis Velbert, Wülfrath und Teilen von Mettmann. „Jetzt muss ich erst mal schauen, wie es mit mir beruflich weitergeht“, sagt er. Er könne nicht zurück in seinen alten Beruf als Assistenz der Geschäftsführung in einem Immobilienunternehmen.
Trost bekam er übers Internet. Auch Kreisdechant Markus Bosbach postete via Facebook. „Schade, Sie haben gute Arbeit gemacht und sich für ihren Wahlkreis und die Anliegen der Menschen eingesetzt.“
Bosbach gratulierte aber auch den neuen Abgeordneten zu ihrem Sieg. Zum Beispiel Manfred Krick, der sich im Internet vor Glückwünschen aus Haan, Hilden und Mettmann kaum retten konnte. „Das ist wunderschön, dass sich die Arbeit gelohnt hat und ich jetzt im Landtag bin“, sagt er. Allerdings muss er dafür seine Position als Leiter des Gartenamts bei der Stadt Düsseldorf aufgeben. „Wann das sein wird, steht aber noch nicht genau fest“, sagt er. Sein Kreistagsmandat will er behalten.
Eine kleine Sensation ist der Sieg von SPD-Mann Jens Geyer im Südkreis. „Ich habe vorher gedacht: Wenn alles passt, dann wird es knapp“, sagt der 48-Jährige. Es wurde knapp. Geyer siegte mit gerade einmal 440 Stimmen Vorsprung. Geyer ist in Monheim Betriebsratsvorsitzender beim Pharmakonzern UCB. Er wird im Arbeitnehmergremium bleiben, es aber nicht mehr leiten. Das Unternehmen hat ihn außerdem für die nächsten fünf Jahre freigestellt. „Das war vorher so abgesprochen“, sagt er.
„Das traf mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel“, sagt Hans-Dieter Clauser nach seiner Niederlage gegen Geyer. Der 61-jährige CDU-Mann will sich nun wieder verstärkt um sein Ingenieurbüro in Langenfeld kümmern. „Das kochte die vergangenen sieben Jahre auf kleiner Flamme“, sagt Clauser.