18 Liter Straßenglück
Wie die jährlichen Kriminalstatistiken bezeugen, ist unser Tal ist eine weitgehend friedliche Stadt. Die einzige Schlacht, die jemals in und um die bergische Metropole geschlagen wurde, und jährlich zwei Mal nachgestellt wird, ist der Sommer- und der Winterschlussverkauf.
Und der hat am vergangenen Montag begonnen. Schnäppchenjäger sind unterwegs, weil der gebeutelte Einzelhandel mit enormen Rabatten lockt. Und die können wir Wuppertaler angesichts der allgemeinen Finanzlage sehr gut gebrauchen. Das gesparte Geld werden wir dann in die Nachbarstadt Schwelm tragen. Denn dort hat ein findiger Unternehmer das Asphalt-Reparaturset „Schaumix“ erfunden.
Im handlichen 18-Liter-Eimer befindet sich 22 Kilo Reparaturasphalt im Plastiksack, ein Schüppchen Sand zum Abstreuen und ein paar Handschuhe, damit sich die Hobby-Straßenbauer nicht die Finger schmutzig machen. Ein Do-it-yourself-Set für Asphaltcowboys, die nicht darauf warten wollen, bis unsere Straßen 2020 wieder einigermaßen befahrbar werden.
Den leeren Eimer kann man übrigens wieder verwerten, um Streusalz für den nächsten Winter zu bunkern. Mehr Innovation geht nicht. Viel Streusalz war auch nötig beim Neujahrsempfang der FDP in der Villa Media. Weniger wegen des unbeständigen Wetters, sondern wegen der spiegelglatten Mutmaßungen des FDP-Landtagsabgeordneten Marcel Hafke. Der bemerkte im Kreise seiner liberalen Lieben, dass zügiger Verkehr auf der L419 auch eine saubere Umwelt bedeute. Doch diese forsche These entstammt lediglich einem missglückten Versuch der Abteilung Jugend forscht. Der ahnungslose Hafke hatte da wohl etwas durcheinander gebracht. Etwas irritiert reagierte dann auch der Kollege Genscher, der sich seiner außerordentlichen Verdienste in den Neunzigern erinnerte, als er — wie wir uns alle gerne entsinnen — auf dem Balkon des Barmer Rathauses den geschichtsträchtigen Satz formulierte: „Liebe Barmer, ich bin gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass ihr Ausreiseantrag nach Elberfeld. . .“
Das gesellige Bild vervollständigt sich mit dem traditionellen Neujahrstreffen der Sozialdemokraten im Dönberger Keglerheim. Gefeiert wurde mit viel Prominenz, denn Manfred Zöllmer gab sich die Ehre. Ob der rote Manni einen 18-Liter-Eimer dabei hatte, das wird sich auf Wuppertals Straßen zeigen. Ehrenwort!