2025: Sportvereine unter Druck, doch König Fußball regiert weiter

Wie die Sportler im Jahr 2025 ihrem Hobby nachgehen, haben die Sportwissenschaftler an der Uni erforscht.

Frage: Herr Hübner, Herr Wulf, welchen Stellenwert besitzen die Sportvereine 2025 Jahren überhaupt noch?

Horst Hübner/Oliver Wulf: Unsere mit großen Stichproben durchgeführten Einwohnerbefragungen zeigen: Die Sportvereine sind weiterhin die stärksten Anbieter. Sie besitzen ein breites und sehr kostengünstiges Sportangebot und leisten unersetzbare gesellschaftliche Funktionen im Bereich der Kinder- und Jugendentwicklung, der Gesundheitsförderung und der sozialen Integration. Die Sportvereine liegen heute in den meisten Großstädten noch vor den gewerblichen Anbietern. Bis 2025 wird sich dieser Vorsprung auch in der Bergischen Region verringert haben.

Welche Entwicklungen sind in den verschiedenen Altersgruppe zu erwarten?

Wulf: Im Bereich der unter 20-Jährigen und bei den über 60-Jährigen binden die Sportvereine weiterhin viel mehr Kinder, Jugendliche und Ältere als die gewerblichen Anbieter. Jedoch können die Vereine ihren Vorsprung bei den 20- bis 60-Jährigen nicht mehr halten. Wenn es den Vereinen nicht gelingt, für diese „mittleren“ Altersgruppen attraktive Angebote zu entwickeln, werden sie von den kommerziellen Anbietern flächendeckend überholt und abgehängt.

Wird der demographische Wandel die Sportvereine noch stärker unter Handlungsdruck setzen?

Hübner: Die recht genau prognostizierten Rückgänge bei den unter 20-Jährigen sind in allen drei bergischen Großstädten alarmierend und werden für die Sportvereine einen massiven Veränderungsfaktor darstellen. Denn die Kinder und Jugendlichen besitzen die höchsten Organisationsquoten im Sportverein, sie stellen in zahlreichen Sportarten die meisten Aktiven und sind darüber hinaus die zahlenmäßig größte Nutzergruppe in den Kernsportstätten. Der demographisch bedingte Rückgang bei den jüngeren Jahrgängen reduziert in vielen Ballsportarten die Mannschaftszahlen und erfordert — anstelle der vielfach noch vorzufindenden Engstirnigkeit der Trainer und Funktionäre eine neue Qualität in der Vereinskooperation.

Trifft der demographische Rückgang alle Sportarten in gleichem Maße?

Wulf: Keineswegs. Die klassischen Individualsportarten, wie das Turnen und Schwimmen oder die Leichtathletik, werden es bei der zurückgehenden Zahl an Kindern und Jugendlichen noch schwerer als bisher haben. Der Fußball wird die anderen Ballsportarten (Volleyball, Basketball, Handball), salopp gesagt, weiter „an die Wand drücken“. Seine enorme mediale Macht wird beim absehbar weiteren Rückgang der jüngeren Jahrgänge sein vergleichsweise hohes Bindungspotential noch beibehalten. Während beim Fußball bis 2025 in vielen Stadtbezirken noch Spielgemeinschaften in den älteren Jahrgängen ausreichen, müssen sich die anderen Ballsportarten, wenn sie nicht den Spielbetrieb in vielen Altersgruppen ganz einstellen wollen, in heute ungekanntem Maße zusammenschließen.

Dominieren 2025 neue Trendsportarten?

Hübner/Wulf: Das wird keineswegs der Fall sein. In den empirischen Sportverhaltensstudien hat sich gezeigt, dass zwischen 20 und 30 Prozent der Sport- und Bewegungsaktiven in den drei bergischen Großstädten interessiert sind, neue Sportarten kennen zu lernen. Lediglich zwischen 10 und 20 Prozent wechseln pro Jahr ihre Aktivitäten. Die meisten sind mit ihren Sportarten und Organisationsformen zufrieden. Trendsportarten werden sich immer wieder und medial groß unterstützt in der Bergischen Region zeigen, jedoch belegen viele Beispiele, dass sie sich nach einigen Jahren etablieren, wie zum Beispiel beim Inlineskaten, bei sogenannten Beachsportarten und beim Parkour, oder nur eine Randgröße bleiben.

Dagegen werden sich die großen Trends hin zu einer stärkeren Gesundheits- und Fitnessausrichtung ebenso wie Meditation und Entspannung im Jahr 2025 noch viel stärker durchgesetzt haben. Organisierter Wettkampfsport wird dagegen nur im Kinder- und Jugendbereich sowie bei den jüngeren Erwachsenen eine quantitativ bemerkenswerte Größe bleiben.