Der Bürger gehört auf den Prüfstand
Der satirische Wochenrückblick
Es gibt Sätze, die dem gemeinen Wuppertaler Zornesröte ins Gesicht treiben. „Es steht alles auf dem Prüfstand“ ist einer davon und bezieht sich zumeist auf die zu erwartenden Einschnitte in unserer Lieblingsstadt.
Während in Barmen Citymanagerin Anna Wittmer wohl immer noch im stillen Kämmerlein darüber nachdenkt, den kompletten Werth zu überdachen, dort neue Cafés zu installieren und eine Eiskunstbahn zu präsentieren, schreit das Café Ada um Hilfe. Die Betreiber sind blank. Nun ist es ja nichts völlig Neues, dass Kultur die Veranstalter nicht reich macht. Kein Tango mehr in Wuppertal? Das muss verhindert werden — aber die Stadt ist pleite. Bleibt nur die Wuppertaler Justiz: Polizisten, die in Zukunft gegen Knöllchen klagen, könnten ja dazu verdonnert werden, mit abzuleistenden Sozialstunden das Café Ada zu unterstützen. Also: Anstatt auf der Wettiner Straße rasen, kellnern im Ada. Da bekommt das Wort Buckelpiste eine ganz neue Bedeutung.
Ebenfalls auf dem Prüfstand stehen die Christdemokraten. Noch in der vergangenen Woche rührte uns die Wiedervereinigung der zerstrittenen Fraktionsmitglieder, da erschüttert ein erneutes Donnergrollen den Bummelzug CDU. Die mühsam vereinbarte Prüfung der Fraktionskasse sollte doch noch irgendwie umgangen werden. Nun ja, jetzt hat die Fraktion gerade noch die Kurve bekommen, die Kassen sollen doch noch geprüft werden. Aber von wem? Wird nun eine arme Reinigungskraft genötigt, einen Blick in das Heiligste der CDU zu werfen? Könnte es in den nächsten Wochen zu einem letzten spektakulären Postraub in der westlichen Welt kommen — nachdem die CDU-Fraktion ihre Kassenbücher an den Wirtschaftsprüfer versendet hat? Werden Ein-Euro-Jobber an der CDU-Kasse für den Arbeitsmarkt qualifiziert? Droht gar ein schimmeliges Erdbeerjoghurt, durch Zufall über die Kassenbücher geschüttet, die letztendliche Wahrheit zu verkleistern? Ahnungen überkommen den Wuppertaler, so er nachts an die CDU-Kassenbücher denkt.
Nur schlechte Nachrichten? Nein, Wuppertal hat wieder ein Prinzenpaar. Birgit II. und Michael IV. werden den holden Narren während der kommenden Session die Freudentränen in die Augen treiben und für ganze Serien köstlicher Schenkelklopfer sorgen. So sieht sie aus, die Wiederauferstehung des Wuppertaler Karnevals. Helau, Alaaf und natürlich Wuppdika.
Ach so, wer in Zukunft beim Essen einen merkwürdigen Nachgeschmack empfindet oder zu hören meint, dass die Bulette mit ihm spricht — das kann nicht sein. Die Gewerbeaufsicht der Stadt hat alle Lokale kontrolliert, deren Mängel sind jetzt alle behoben. Es macht keinen Sinn, zu wissen, wer denn nun ein Dreckspatz war. Bringt eh nichts, meint die Stadt, weswegen sie auch die Namen der Schmuddel-Sünder nicht raus rückt. Auf den Prüfstand? Gehört nur der Bürger — meint die Stadt. Ehrenwort.