Die Currywurst und die Demokratie

Der satirische Wochenrückblick

Alles bleibt beim Alten. Es ist mal wieder Castingshow in NRW. Hoffnungsvolle Politiker zeigen ihre strahlenden Gesichter auf bunten Plakaten und veranstalten auf der ansonsten noch etwas tristen Talachse ein farbenfrohes Ballyhoo. Mal weniger innovativ (Röttgen als Kita-Mitarbeiter), mal richtungsweisend die Grünen: („. . .wenn Frauen mal wieder den Haushalt machen“).

Besonders spaßig ist das neue Motiv der SPD, die ab jetzt Wurst ist. Genauer gesagt Currywurst, denn so haben die aufgeforderten Facebook-Jünger entschieden. Und wir Wuppertaler Bürger, Vegetarier und Veganer müssen uns jetzt bis zum Herbst das Bild der „Schale rot-weiss“ am Laternenpfahl ansehen. Der Bürger hat das so entschieden.

Ähnliches kommt in Wuppertal nicht in die Tüte. Hier entscheidet ganz demokratisch die Stadtverwaltung. Also der OB. Wie bei der Farbgebung auf der fast fertigen Trasse. Während die Wuppertal-Bewegung für ansprechende Farben an Geländern und Sitzbänken votiert, setzt der Gestaltungsbeirat der Stadt „nichtöffentlich“ auf Rostlack. Es gibt ja auch noch nicht genug oxidiertes Eisen im Tal. Also ließ die Wuppertal Bewegung abstimmen — und siehe da: Die Bürger hatten keine Lust auf Rost. Doch die Hoffnung der fast 600 Menschen, ausnahmsweise mal an einem demokratischen Prozess teilzunehmen, wurde schon tags darauf gehörig gedämpft.

Denn die Wuppertaler Originale, Peter Young and the Kämmerer, verschoben die Lackierung erst mal in den Herbst. Bei so viel Sinn für Humor wundert es keinen, dass die CDU in dieser Woche einen Antrag eingereicht hat, am Sonnborner Kreuz Windräder zu montieren. Eine grandiose Idee, obwohl der 1. April längst vorbei ist. Da lachen nicht nur die Hühner vom Bauer Hennenberg: Windräder in einer Talsenke zu platzieren, ist ähnlich genial, wie Solarzellen im Hobbykeller zu bunkern. Da winkt schon jetzt der Nachhaltigkeitspreis 2013.

Erhellendes gibt es auch in Bezug auf das sportliche Aushängeschild Wuppertals zu berichten. Das zurückgetretene Sicherheits-Trio des WSV petzte nun in der Öffentlichkeit, was die Familie des Sonnenkönigs Friedhelm Runge so in ihrer Freizeit fabriziert. Bruder Horst quittierte „enttäuscht“ seinen Aushilfs-Job, während Friedhelms Stammhalter als Mitglied der Ultras im Auto seines Vaters Pyrotechnik ins Stadion schmuggelt. Man hilft halt, wo man kann.

Ob dieser einmaligen Werbung für den Traditionsverein werden künftig noch mehr Sponsoren beim WSV Schlange stehen. Die Kicker müssen sich allerdings bald wieder auf einen neuen Trainer einstellen. Denn der aktuelle, Hans G. Bruns, hat in letzter Zeit einige Spiele gewonnen — das ist beim WSV bekanntlich ein wichtiger Kündigungsgrund. Wenigstens beim Vorzeigeverein bleibt also alles beim Alten. Und das ist gut so, Ehrenwort.