Jubiläum: Elberfelds süßeste Versuchung seit 400 Jahren
Drei Tage feiert Elberfeld Jubiläum. Zum Auftakt gab es am Freitag bestes Wetter und Torte satt.
Wuppertal. Man nehme: 20 Kilogramm Marzipan, 12 Kilogramm Butter, 25 Kilogramm Mehl und 400 Eier, rühre und schichte alles fachmännisch zusammen - und fertig ist Wuppertals größte Geburtstagtorte. Eine Woche Vorbereitung hatten Konditormeister Harald Michaelis und seine Mitarbeiterin benötigt, um Elberfeld in eine drei mal zwei Meter große Sünde aus Zuckerwerk zu verwandeln. Die Torte im XXL-Format mit einem Schwebebahngerüst, einer Stadthalle, der Schwimmoper und dem Verwaltungshaus aus Marzipan bildete am Freitag den ersten kulinarischen Höhepunkt der Feiern zum 400-jährigen Bestehen Elberfelds.
Mitten auf dem Neumarkt stand die Pralinencreme, so verführerisch garniert, dass schnell hunderten Besucher das Wasser im Mund zusammenlief, während Jos Coenen (Galeria Kaufhof) für die Veranstaltergemeinschaft von "e400" noch versprach: "Das Fest wird ein Knaller."
Oberbürgermeister Peter Jung griff aber nicht zur Pistole, um den Startschuss für die Jubiläumsfeier zu geben, sondern zückte das Messer, um das erste von rund 2000 Stücken aus dem Kalorien-Giganten herauszubrechen. Das ging übrigens an den kleinen Lucas, der dem Rathauschef nicht nur beim Tranchieren behilflich war, sondern sich auch gleich mit seiner Beute aus dem Staub machte.
Ingeborg Loose und Helmgard Menden kamen später an die Reihe, genossen dafür ihr Stück Marzipan-Wupper in aller Ruhe: "Eine tolle Idee, aber ziemlich mächtig. Mehr als ein Stück ist da nicht drin", stellte Ingeborg Loose am Boden des Biskuits fest.
Insgesamt sollten es aber noch viel mehr Stücke werden, denn gespeist wurde für einen guten Zweck. Der Erlös (ein Euro pro Stück) wird für das Kinderhospiz gespendet.
Mit Backwaren im großen Stil hat Michaelis bereits Erfahrung. Aus seiner Konditorstube kam bereits die Monet-Torte anlässlich der Jahrhundertausstellung im Von der Heydt-Museum.
Eine vergleichbare Gigantomanie ist Martin Brüninghaus aus Essen fremd. Er liebt es eine Nummer kleiner und kommt auch mit deutlich weniger Grundzutaten aus, nämlich lediglich mit Wasser, Mehl und Salz. Der Händler verkauft Fladenbrote auf dem Mittelaltermarkt vor St. Laurentius. "Fladenbrot gehört bei Kulturvölkern zu den ältesten Lebensmitteln überhaupt", erklärte er am Freitag interessierten Feinschmeckern. Er muss es wissen, lebt er selbst doch schon seit 20 Jahren vom Verkauf des Backwerks. Das ist nicht ganz zeitgemäß, sondern kommt durchaus neuzeitlich auch mit Thunfischfüllung daher, aber es ist garantiert frisch und roch bereits so verlockend, dass sich Schlangen vor seinem Stand bildeten.
Heruntergespült mit Met wurde der Kuchen vom Neumarkt so schnell zur süßen Erinnerung, der man sich am späten Abend am besten beim Chillen im Deweerth’schen Garten hingeben konnte.
Im Liegestuhl, bei sanfter Musik, wollte man gar nicht mehr weg. Musste man auch nicht, denn das Fest geht ja am Samstag und Sonntag weiter. Dann sind die anderen Stationen an der Reihe.