Schwimmer bei Olympia: Endlaufteilnahme als großes Ziel
Erste Wettkämpfe am Samstag: Für Sarah Poewe und Christian vom Lehn wird es gleich zu Beginn der Olympischen Spiele ernst.
Wuppertal. Am Dienstagmittag geht es endlich los. Die Wuppertaler Schwimmer Sarah Poewe und Christian vom Lehn sowie ihr Trainer bei der SG Bayer, Farshid Shami, starten vom Flughafen Hamburg nach London, wo am Freitag die Olympischen Spiele eröffnet werden und gleich in der ersten Woche die Wettbewerbe der Beckenschwimmer stattfinden.
Der Flughafen Hamburg sorgt für das 27-köpfige Team für eine gebührende Verabschiedung. Statt eines roten Teppichs ebnet eine sieben Meter lange Wasserbahn, abgegrenzt durch Wettkampfleinen und mit einem Startblock versehen, den Athleten den Weg zum Lufthansa-Sonderschalter. Unmittelbar nach der Ankunft in London ziehen die deutschen Schwimmer ins Olympische Dorf im Stadtteil Stratford.
Für Christian vom Lehn sind es, wie für siebzehn weitere deutsche Schwimmer, die ersten Olympischen Spiele. Mit ihren vierten Teilnahmen verfügen Sarah Poewe und die Doppelolympiasiegerin von Peking 2008, Britta Steffen (Berlin), über die meiste Olympiaerfahrung.
Am Olympiastützpunkt Hamburg hatten sich die Athleten für die letzte Woche vor dem Abflug mit ihren Heimtrainern zur unmittelbaren Wettkampfvorbereitung zusammen gefunden. Spannung aufbauen für das große Ziel stand im Vordergrund der Trainingsarbeit.
Von Nervosität war beim Wuppertaler Schwimm-Duo vor dem Abflug noch nichts zu spüren. „Beide sind ganz gelassen. Die Vorfreude ist natürlich groß. Sie sind gut vorbereitet und dementsprechend gut drauf“, berichtet Farshid Shami.
Auf die Chancen seiner Schützlinge angesprochen, hält sich der Trainer zurück. „Dazu möchte ich noch keine Aussage treffen. Olympische Spiele sind immer etwas Besonderes. Da gibt es immer wieder Überraschungen. Für uns geht es darum, über die Hauptstrecken zunächst einmal die Halbfinals zu erreichen und von dort in die Finals zu kommen. Wenn sie das schaffen, werden sie natürlich alles geben und dann ist auch alles möglich“, sagt Shami.
Als Erster ist schon am Samstag Christian vom Lehn an der Reihe. Der 20-jährige WM-Dritte über 200 m Brust von Schanghai 2011 geht über 100 m Brust an den Start — für ihn eine Nebenstrecke. Nach den Meldezeiten nimmt er Platz achtzehn ein. Schon das Erreichen der Semifinals der besten Sechzehn wäre also ein großer Erfolg.
„Dass er schon am ersten Tag zum Einsatz kommt, ist für ihn ein großer Vorteil. Es wird ihm im Hinblick auf seine Hauptstrecke, die 200 m Brust, Sicherheit geben und die Nervosität wegnehmen“, glaubt Shami. Zudem möchte vom Lehn über die 100 m schneller sein als der zweite deutsche Starter, Hendrik Feldwehr (SG Essen), denn das würde ihm einen Platz in der 4 x100-m-Lagenstaffel sichern.
Der große Tag in London soll für vom Lehn dann der Mittwoch werden, denn da steigt das Finale über 200 m Brust. Nach seinem Überraschungscoup von Schanghai trauen nicht wenige dem Wuppertaler auch in London einiges zu. Gemeldet ist er mit der fünftschnellsten Zeit (2:08,97 Minuten). Schneller gemeldet sind mit Zeiten zwischen 2:08,00 und 2:08,74 nur der Weltmeister Daniel Gyurta (Ungarn), der Olympiasieger von Athen 2004 und Peking 2008, Kosuke Kitajima (Japan), dessen Landsmann Ryo Tateishi und vom Lehns deutscher Mannschaftskamerad Marco Koch, der in London ebenfalls von Farshid Shami betreut wird. Zunächst gilt es am Dienstag aber die Vorläufe und Halbfinals zu bestehen.
Sarah Poewe will noch einmal in das Finale über 100 m Brust, dass am kommenden Montag ausgetragen wird, einziehen. Das hatte die 29-jährige amtierende Europameisterin über diese Strecke bereits bei ihren ersten Spielen 2000 in Sydney, damals noch für Südafrika startend, geschafft, wo sie als Vierte nur knapp an einer Medaille vorbeigeschwommen war. In der Meldeliste für London steht sie mit 1:07,33 Minuten auf Rang dreizehn. Sechs Schwimmerinnen sind mit Zeiten unter 1:07 Minuten gemeldet. Sarah Poewe müsste also wohl schon in den Bereich ihres Deutschen Rekordes von 1:07,01 aus dem Jahr 2009 schwimmen, um das Finale zu erreichen. Auch für sie geht es darum, schneller als ihre deutsche Konkurrentin Caroline Ruhnau (SG Essen) zu sein, um für die Lagenstaffel nominiert zu werden.
Da das Wuppertaler Schwimm-Duo schon zu Beginn der Spiele ihre Wettkämpfe bestreitet, wird es nicht an der Eröffnungsfeier am kommenden Freitag teilnehmen. Die Konzentration auf ihre Rennen haben Vorrang. Ins Olympiastadion einziehen will aber Farshid Shami. „Es wurde uns zwar gesagt, dass die Plätze begrenzt sind, dabeisein zu können wäre jedoch mein großer Traum“, hofft der Bayer-Coach auf eine Teilnahmemöglichkeit.