Tapfer gegen den Jugendwahn
Der satirische Wochenrückblick
Nun ist das neue Jahr schon fast wieder zwei Wochen alt. Die guten Vorsätze — geschmolzen wie der wenige Schnee im Oberbergischen — der Alltag hat uns wieder. Vereinzelt joggt der eine oder andere Neu-Nichtraucher zwecks Gewichtsreduktion, um auch die gewonnene Zeit gesundheitsbewusst zu organisieren.
Noch mehr Freizeit hat künftig der ehemalige Fraktionsvorsitzende der CDU. Nachdem alle Taschenspielertricks in dieser Schmierenkomödie erfolglos geblieben sind, hat er mit seiner Leibgarde das Schlachtfeld geräumt und den Weg für Neuwahlen geebnet. Aber so einer geht nie so ganz und sicher plant er längst ein Comeback durch die Hintertür. Bleibt zu hoffen, dass die gut verrammelt und verriegelt ist, damit seine Heiterkeit nicht wie ein böser Flaschengeist durch die Ritzen zurückkehrt.
Immerhin bleibt Besagtem der Trost, dass die Karnevalskollegen ihn schon bald mit einem schallenden Wuppdika in die Halle des Ruhmes aufnehmen werden. Die Verbliebenen denken womöglich mit Grauen daran, nach Monaten des kollektiven Winterschlafes mal wieder dazu zurückzukehren, wofür sie ursprünglich gewählt wurden. Zur politischen Arbeit nämlich. Da werden viele ihre Flexibilität unter Beweis stellen müssen, denn politisches Engagement war in weiten Teilen der CDU in den vergangenen Monaten ein Fremdwort.
Doch zunächst gilt es, das Vermächtnis des B.S. zu vollstrecken, der noch vor einigen Wochen erklärte, seinen Platz für den Nachwuchs räumen zu wollen. Also, Ring frei für die Jugend. Und so handelt man den gerade einmal 60-jährigen Schausteller und Glühweinanbieter Michael Müller als designierten Chef der CDU. Das macht endlich wieder Hoffnung, dass schon bald ein frischer Wind durch die muffigen Hallen des Rathauses weht.
Vielleicht aber ist an alldem nur das milde Winterwetter schuld. Denn schon singen die Kohlmeisen-Männchen um die Wette und werben so um eine Partnerin. Da kann man gedanklich schon einmal durcheinanderkommen. Dass das Wuppertaler Finanzamt den Radsportler und Vorsitzenden des Wuppertaler Kneippvereins, Karl Otto Franke, noch vor seinem Ableben zum Erblasser erklärte, ist Gottlob nicht einzigartig. Schon der Humorist Otto Reutter reagierte auf seine Todesanzeige gelassen: „Für die herzliche Anteilnahme anlässlich meines verfrühten Dahinscheidens sage ich allen meinen herzlichen Dank. Stets für Gegenleistungen bereit, Ihr Otto Reutter.“ So und nicht anders geht’s, Ehrenwort.