Wupper: Einst schmutzig, jetzt wieder Lebensraum

Start der Serie "Wir an der Wupper": Gerade entlang der unteren Wupper bleibt noch eine Menge zu tun: Die industrielle Nutzung über viele Jahre hat Spuren hinterlassen.

Wuppertal. An keinem anderen Gewässer im Stadtgebiet liegen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft so nahe beieinander wie an der unteren Wupper: Einst ein schmutziger und übel riechender Industrie-Fluss ohne nennenswertes Leben, steht sie mittlerweile wieder für ein Stück Lebensqualität und einen Naturraum - und das mitten in der Stadt.

Mit gesunden Wanderfischen, renaturierten Ufer-Bereichen, hübschen Terrassen und idyllischen Ausflugszielen allein ist es auf dem Weg ins 21.Jahrhundert allerdings nicht getan: Um die EU-Kriterien für einen wirklich intakten Fluss auch nur annähernd zu erfüllen, bleibt eine Menge zu tun.

Seit zehn Jahren ist sie mittlerweile in Kraft - die Europäische Wasserrahmenrichtlinie, kurz: WRRL. Hinter diesem Zungenbrecher verbirgt sich allerdings kein bürokratisches Monstrum, das sich in tiefen Gewässern aufhält, sondern eine Vorgabe für alle Flüsse, Bäche, Seen und das Grundwasser: Spätestens bis 2027 sollen sie mit Hilfe spezieller Bewirtschaftungspläne und Programme in einen rundum "guten Zustand" versetzt werden.

Wie diese konkret an der unteren Wupper von Langerfeld aus bis zur Rheinmündung aussehen könnten, wird ab diesem Jahr ein Forschungsprojekt unter Federführung des Wupperverbandes zeigen: Es ist auf drei Jahre angelegt, wird vom Land NRW mit 220000 Euro gefördert, und soll mit eindeutigen Daten zeigen, welche Stressfaktoren nach wie vor auf den Stadtfluss einwirken.

Konkret geht es um die Einleitungen aus Klär- und Heizkraftwerken - letztere in Form von Kühlwasser, was wiederum Einfluss auf die Temperaturen in der Wupper und deren Tier- und Pflanzenwelt hat: Das Wasser ist hier zu warm. Auch der künstliche Ausbau des Flusslaufs über Jahrzehnte hinweg ist Thema der Untersuchung. An deren Ende soll ein Maßnahmen-Katalog stehen, der ab 2018 in die Tat umgesetzt und auch mit der Bezirksregierung eng abgestimmt wird.

Konkret ist schon jetzt, dass nach dem Vorbild der Rosen-au in Oberbarmen weitere Uferbereiche naturnah umgestaltet werden - diesmal zwischen dem Zoo und der Rutenbeck. Hinzu kommt, dass das Land NRW Arbeiten in den drei Planungseinheiten Dhünn, obere Wupper (vom Quellgebiet in Marienheide bis nach Langerfeld) und an der unteren Wupper zu 80Prozent bezuschussen will.

Abgesehen davon, dass sich die Gewässergüte der Wupper in den vergangenen 30 Jahren spürbar verbessert hat, gibt es nach wie vor Probleme mit Relikten des Industriezeitalters: So finden sich nach Angaben des Wupperverbandes gerade in der unteren Wupper, an ihren Auen und in vielen Nebenbächen immer noch Schwermetalle wie Kupfer und Zink.

Und bereits seit vielen Jahren wird auch in Wuppertal viel Geld in die Hand genommen, um die Einleitung weiterer Schadstoffe, etwa von Dächern und Straßen, einzudämmen: Allein der Wuppersammler, der auf der Talachse das verschmutzte Regenwasser abfängt und dem Klärwerk zuleitet, hat 20 Jahre Bauzeit und 170 Millionen Euro gekostet - und auch das für den Gewässerschutz.