Dschungelcamp 2017 Das „Dschungelcamp“ vor dem Finale

Coolangatta/Köln. Straußen-Anus, Ziegen-Vagina, Krokodil-Penis, lebende Kakerlaken. Was RTL seinen Dschungelcampern in diesem Jahr serviert, hat es in sich. So unangenehm wie 2017 dürften die Dschungelprüfungen wohl noch nie gewesen sein.

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So scheiterten der strippende Sänger Marc Terenzi und die phobiegeplagte Ex-TV-Maklerin Hanka Rackwitz daran, allerlei tierische Genitalien zu verspeisen. Terenzi lutschte immerhin Fischaugen aus.

Da klingen ganz kurz wieder die warnenden Worte der Medienpädagogen der Kinderprogrammberatung „Flimmo“ im Ohr des geneigten Dschungel-Fans: „Der Zuschauer wird zum Voyeur gemacht, Häme und Schadenfreude sind die wesentlichen Bestandteile der Sendung.“

In Sachen Ekel hat RTL also noch eine Schippe draufgelegt. Aber: „Bei den Dschungelprüfungen und den Abläufen der Tageszusammenfassungen fehlten Innovationen“, bemängelt die Medienwissenschaftlerin und erklärte Dschungelcamp-Expertin Joan Kristin Bleicher von der Uni Hamburg kurz vor dem großen Finale am Wochenende (28. Januar).

Und auch ansonsten bleibt die Sendung etwas hinter ihren Möglichkeiten zurück: „Einzelne Kandidaten wurden den Erwartungen der Zuschauer nicht gerecht. Dazu zählte etwa Nicole, bei der ich schon fast an ein Schweigegelübde glaubte“, sagt Bleicher über Schauspielerin Nicole Mieth.

Und: „Es gibt dieses Jahr wenig unbekannte Seiten der Stars zu entdecken. Mallorca-Jens beispielsweise weicht nicht von seinen selbstinszenierten Klischees ab.“ Dabei zog der schon nach wenigen Tagen seelisch blank, erzählte am Lagerfeuer von einem Selbstmordversuch, von seinen Zwillingen, die eigentlich Drillinge waren und schließlich auch noch von einer fälschlicherweise diagnostizierten Lungenkrebs-Erkrankung.

Das ganz große Echo produzierte dieser Seelen-Striptease aber irgendwie nicht, ebenso wenig wie die Drogengeschichten von Florian Wess, den RTL als „It-Boy“ bezeichnet, und bei Rackwitz. Dazu passt auch, dass die Quoten bislang ein bisschen schlechter waren als im vergangenen Jahr. 2016 schalteten im Schnitt 7,1 Millionen Menschen ein, in diesem Jahr waren es bei den bisherigen 14 Folgen gut 6,5 Millionen. Und obwohl das Finale näherrückt, wurden am Donnerstagabend lediglich 5,92 Millionen Zuschauer gemessen.

Richtige Dynamik kam in die Hängematten erst nach mehr als einer Woche, als Model-Ex Alexander „Honey“ Keen mit Verweis auf seinen dicken Hals und eine Bronchitis eine Dschungelprüfung verweigerte, dabei (so sah es sogar die ihn stets anhimmelnde Gina-Lisa Lohfink) diabolisch lächelte und seine Mitbewohner gegen sich aufbrachte. „Grinsemann“ nennt ihn Anja Rützel bei „Spiegel Online“ und schreibt „das lebende Lachgummi, der Mittelstrahler, das Schmunzelstilzchen“ oder „Bleckbaron“.

Wie auch immer man zu dem nun leider ausgeschiedenen „Honey“ stehen mag - der Sendung hat er gutgetan. „Dank des stark reduzierten Engagements von "Honey" in den Dschungelprüfungen steigerte sich der Unterhaltungswert des Konfrontainment“, formuliert es Joan Bleicher. Rackwitz sagt da mit Blick auf den Niedergang der am Lagerfeuer ausgesungenen Großfamilie deutlicher „La Familia am Arsch“. Und die mittlerweile ausgeschiedene Kader Loth fasst ungerührt zusammen: „Jetzt zeigen alle ihre wahren Fressen.“

Mit Terenzi und Rackwitz gelten inzwischen zwei Teilnehmer als Favoriten für den Platz auf dem Dschungel-Thron, die zu Beginn wahrscheinlich niemand so richtig auf dem Schirm hatte - auch bei den Buchmachern (http://wettbasis.com) standen die beiden noch 48 Stunden vor dem Finale hoch im Kurs. „Ich denke, dass Hanka Rackwitz viele Sympathien besitzt“, sagt Bleicher. „Auch Marc Terenzi inszeniert sich selbst als fürsorglich.“ Neben den beiden haben Fußball-Weltmeister Häßler und Wess das Halbfinale am Freitag erreicht.

Highlights gab es natürlich auch in diesem Jahr, wie Bleicher betont: „Honeys dauerhaftes Grinsen löste breitenwirksame Hassattacken aus. Die diversen comedyreifen Einlagen von Kader Loth („Wollen wir ihn umbringen, gleich oder später?“), Hankas esoterische Waldspaziergänge und das wunderbare Denglisch von Marc Terenzi.“ dpa