#IBES Finale im Dschungel - Überraschende Kandidaten haben größte Chancen
Grammatikjongleur Legat, XXL-Busen Wollersheim, der wohlerzogene Sängerknabe Bagci oder doch ein anderer? Die Wahl des Dschungelkönigs steht bevor. RTL freut sich über den Erfolg von Staffel zehn. Dabei gibt es Abnutzungseffekte - doch ohne größere messbare Folgen.
Berlin/Coolangatta. Die Dschungelcamp-Moderatoren Sonja Zietlow (47) und Daniel Hartwich (37) haben sich schon festgelegt: Menderes Bagci und Sophia Wollersheim sind ihre Tipps für den Sieg der Jubiläumsstaffel von „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!“ am Samstag. Die eine war bis vor knapp zwei Wochen höchstens als deutlich jüngere Frau von „Rotlicht-König“ Bert Wollersheim bekannt und wurde über ihren üppig aufgepolsterten Vorbau definiert. Der andere galt als eine Art Running Gag der Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“, der nur mit Ach und Krach und Gnade statt Talent mal eine Runde weiterkam.
Doch sie haben überrascht: Beide sind tougher als erwartet. Der sonst oft gehänselte Bagci mit manchmal weinerlicher Stimme durchsteht inmitten von Ungeziefer die Prüfungen - und dankt danach noch, dass er mitmachen durfte. „Man merkt, dass er das Herz am rechten Fleck hat“, bringt Hartwich es auf den Punkt. Wollersheim spricht im Camp offen über ihre mehrfach operierte Fassade: „Das ist eigentlich nur Schutz.“ Die 28-Jährige erzählt, dass sie ihrem Mann das Taschengeld dosiert. Und hat genug Mumm, um Sprücheklopfer Thorsten Legat Paroli zu bieten.
Camp-Fans zieht das immer noch in den Bann. Die Zuschauerzahlen schwanken zwischen sechs und acht Millionen. Damit hält das Publikum die Urwaldshow wacker auf einem Niveau, das sonst nur hin und wieder von „Tatort“ und Fußball-Spitzenspielen getoppt wird. Und es ist nach „Wetten, dass..?“ und „Schlag den Raab“ wohl das einzige Format, bei dem regelmäßig die Sendezeit überzogen wird. RTL freut vor allem, dass die Marktanteile in den jüngeren Zielgruppen jenseits der 40 Prozent liegen. „Wir sind bisher absolut zufrieden“, sagt Markus Küttner (44), Bereichsleitung Comedy & Real Life.
Haufenweise News in sozialen Netzwerken oder über WhatsApp halten die Fans die ganze Staffel über bei Laune. Sie bekommen Links zu Videos, zu Insiderinfos oder Bilder aus dem Pritschenlager aufs Smartphone geschickt - und immer wieder die Sendezeit, um pünktlich einzuschalten.
Und doch macht sich Unmut breit. Nach einem ganz gelungenen Auftakt nehmen Kritiker etwa seit der Halbzeit häufiger das Wort Langeweile in den Mund. Fernsehforscherin Joan Kristin Bleicher von der Universität Hamburg sagt: „Viele Aktionen sind pure Wiederholungen wie etwa Nathalies Flirt mit David im Dschungelteich. Auch die immer gleichen Dschungelprüfungen haben sich nach zehn Staffeln abgenutzt.“ Ein Effekt, der im Staffelvergleich - gemessen rein an den Quoten - aber ohne größere Folgen für den Kölner Privatsender bleibt.
Neue Regeln sollten etwas mehr Pep bringen. So teilte RTL die Truppe aus erstmals zwölf Campern und schickte sie in zwei getrennte Lager. Das war aber nur von kurzer Dauer. „Menschen kommen in kleinen Gruppen naturgemäß schneller zur Sache, lernen sich schneller kennen und geben somit auch mehr von sich preis“, erklärt RTL-Mann Küttner. „Eine ganz neue Dynamik entsteht, wenn sie dann in einer Gruppe aufeinandertreffen. Dieser Plan ist aufgegangen.“
Getrennte Camps als Änderung des Formats hielt Wissenschaftlerin Bleicher ohnehin für eine fragwürdige Idee. Viele Zuschauer interessierten sich vielmehr für die Selbstinszenierungsstrategien und die soziale Interaktion zwischen den Kandidaten, erläutert sie. „Und das lässt sich in einer Gruppe sehr viel leichter beobachten.“
Entscheidend für den Gewinn von Zepter, Krone und dem Titel „Dschungelkönig“ wird die Zahl der Zuschauer sein, die zum Hörer greifen. Entertainer Jürgen Milski (52) könnte eine große Fangemeinde vom Ballermann und von Stadtfesten haben. TV-Anwältin Helena Fürst, im Camp umstritten und bei Dschungelprüfungen einschläfernd, erfüllt die Rolle des Sonderlings: Obwohl die Moderatoren munter Stimmung gegen sie machen, ist die 41-Jährige noch immer dabei.
Legat hingegen wirkt ebenso unberechenbar wie seine Chancen auf den Sieg. Mit „Kasalla“, angeschwollenen Adern und dem schier unbändigen Willen zu gewinnen überraschte der 47-jährige Fußballtrainer auch Küttner: „Thorsten Legat liefert mehr ab als erwartet.“ Dank seiner flexibel gestalteten Grammatik sorgt Legat für Unterhaltung. Zugleich blitzt ab und zu seine sensible Seite durch. Kürzlich stellte er fest: „Ich glaube, ich verlasse das Camp nicht als Normaler.“