Als Cowgirl im australischen Outback

Northern Territory. Ich sitze in einem kleinen Campingwagen und höre in etwa 300 Metern Entfernung den benzinbetriebenen Generator schnurren. Ich weiß, wenn ich die kleine Tür öffne, ist unter meinen Füßen staubtrockenes Gras und über mir die ganze Milchstraße.

Foto: Juliane Kinast

In der Ferne sehe ich einen Waldbrand leuchten. Meine Hände tun weh, weil sie vom Stacheldraht zerkratzt sind; meine Muskeln tun weh, weil ich mit einem massiven Eisenhammer Zaunpfähle in den Boden gedonnert habe. Morgen gehen wir Büffel fangen.

Aber vielleicht von Anfang an. Eigentlich bin ich Redakteurin bei der Westdeutschen Zeitung. Jetzt allerdings bin ich Jillaroo. Das ist das australische Wort für Cowgirl (die männliche Version nennt sich im Übringen Jackaroo). Ich bin also Cowgirl. Ich sitze mitten im Outback, im Busch, ich werde in den kommenden Wochen und Monaten halbwilde Pferde reiten, riesige Viehherden zusammentreiben - und mich leider auch mit jeder Menge Stacheldraht zerkratzen.

Foto: Juliane Kinast.

Neudeutsch nennt man so was, glaube ich, Sabbatical. Ich nenne es: Mein ganz großes Abenteuer, mein Noch-einmal-alles-ausprobieren-was-Spaß-macht-aber-vielleicht-nicht-empfehlenswert-ist. Einfach mal unbezahlt freinehmen, durch die Welt reisen und schauen, was so kommt.

Aber dazu braucht es Geld. Und das verdient man in Australien, wo ich nach knapp 20 Stunden Flug in Darwin gelandet bin, zum Beispiel als Jillaroo auf einer Cattle Station. Riesige Farmen, auf denen Rinder das ganze Jahr fröhlich im Busch grasen. Diese Station hier ist 1300 Quadratkilometer groß. Mit dem freien Land drumherum, das die Familie ebenfalls bewirtschaftet, sprechen wir über 4000 Quadratkilometer Fläche - an dieser Stelle gerne mal googeln, was das Stadtgebiet von Düsseldorf zum Beispiel so hat..

Mein Start allerdings ist auf dem zweiten Besitz der Farmerfamilie, die ganz oben im Northern Territory in den tropischen Sumpfgebieten liegt. Hier werden Büffel zusammengetrieben. Mit einem Pferd nähert man sich den bis zu 750 Kilo schweren Bullen mit den gewaltigen Hörnern allerdings lieber nicht. Ich sitze auf einem Allrad-Quad, als wir die schwarzen Giganten zusammentreiben, neben mir Arbeiter in großen Fahrzeugen mit schweren Gittern vor der Motorhaube - falls doch mal einer der Büffel angreift.

Foto: Juliane Kinast

Aus der Luft unterstützt Pilot Matt in seinem Helikopter die Situation. Und dass jeder Büffel schließlich in die Pferche nahe des Hauses läuft. Von dort geht es für die Tiere am Tag danach auf einen Truck und schließlich auf ein Schiff nach Vietnam, wo für Büffelfleisch gute Preise gezahlt werden.

Und für mich geht es völlig erschöpft nach einem schnellen Abendessen und einer Dose Bier, Tooheys Extra Dry, ins Bett meiner kleinen Kabine. Bis oben hin angefüllt mit neuen Eindrücken. Und die Reise geht erst los ...