Japaner in Deutschland jubeln - „Sieg tut so gut“
Düsseldorf (dpa) - Auch die Japaner in Deutschland können sich endlich wieder einmal ausgelassen freuen. „Der Sieg tut so gut. Japan braucht das jetzt nach all den traurigen Nachrichten und Fukushima“, sagt Michiko Yamada aus Düsseldorf.
Der Erfolg der „Nadeshiko“ (Prachtnelke) im Finale der Frauen-WM gegen die USA kam überraschend. „Wir Japaner sind Gruppenmenschen. Die Spielerinnen waren so gut, weil sie echte Teamplayer sind. Es kommt nicht darauf an, wer das Tor macht. Die Mannschaft ist der Star.“
In der japanischen Schule in Düsseldorf war der Jubel riesig. „Unsere Schüler und Lehrer sind sehr glücklich“, berichtet ein Schulsprecher, doch der normale Betrieb geht weiter. „Den Unterricht können wir dafür leider nicht ausfallen lassen.“ Schüler Akio ist dennoch begeistert: „Die Amerikanerinnen lagen immer vorne, aber die Japanerinnen haben weitergekämpft. Sie waren die beste Mannschaft von allen, weil sie am meisten gekämpft haben.“
Im Jahr von Tsunami, Jahrhundertbeben und atomarer Katastrophe haben die kleinen Japanerinnen weit entfernt von der Heimat für neue Hoffnungen gesorgt. „Der Weltmeistertitel macht Japan jetzt ganz viel Mut“, glaubt Sachiko Chujo, die bei einem deutschen Chemiekonzern arbeitet. „Ich bin sehr stolz auf unsere Mannschaft. Sie hat gezeigt, dass Teamwork, Technik und ein starker Wille entscheiden, nicht Kraft oder Größe.“
Das erste Tor für Japan im Finale gegen die USA schoss die mit 1,54 Metern kleinste WM-Teilnehmerin Aya Miyama - in Schuhen der Kindergröße 34. „Bisher war Frauenfußball nicht so populär in Japan. Auch die besten Spielerinnen verdienen ihr Geld normalerweise als Angestellte, sind also Amateurinnen. Das sollte sich jetzt hoffentlich ändern“, meint Chujo.
Von den rund 30 000 Japanern in Deutschland leben weit mehr als ein Drittel in Nordrhein-Westfalen, vor allem im Großraum Düsseldorf. Viele Geschäfte, Verbände, eine eigene Schule und ein Hotel haben der Community den Namen „Klein-Nippon am Rhein“ eingebracht. „Ich habe nicht erwartet, dass die japanische Mannschaft gewinnt“, erzählt dort die Hotel-Angestellte Jeni Yamamoto (21). „Früher habe ich mich nicht für den Frauenfußball interessiert und kein Spiel geguckt“. Aber jetzt sei sie „infiziert“ und werde am Ball bleiben.
Das Team von Trainer Norio Sasaki hatte bei der WM niemand ernsthaft auf dem Zettel. Nach der Naturkatastrophe im März war eine WM-Teilnahme kurzzeitig sogar ungewiss, das Trainingslager stand nicht bereit. Eine lange Tradition hat der Frauenfußball in Nippon ohnehin nicht. Vor 30 Jahren wurde überhaupt erstmals ein weibliches Nationalteam zusammengestellt. 2003 qualifizierten sich Japans Fußballfrauen zum ersten Mal für eine WM.
„Die Japanerinnen waren so gut, weil sie ihrem Land Kraft geben wollten. Das hat sie angetrieben. Auch meine deutschen Freunde haben ihnen den Sieg deshalb gegönnt“, bemerkt Erzieherin Naomi. Motoya Uchiyama, Koch in einem japanischen Delikatessenladen, ist nach dem WM-Titel guter Dinge: „In Japan ist gerade alles schlecht: Die Wirtschaft ist schlecht, die Politik ist schlecht. Aber der Sport läuft jetzt gut.“