Nordkorea: Torlose Trostlosigkeit vor 7805 Unentwegten

Der Mannschaft fehlen die Individualisten und den Frauen aus der Volksrepublik die Treffer.

Bochum. Von Kim Jong-Il ist bekannt, dass er Fußball über alles liebt. Der Führer Nordkoreas investiert in das Spiel mit dem Ball mehr als in jeden anderen Sport. Eine Forderung geht damit unausgesprochen einher: Dem Staat im sportlichen Wettkampf Ruhm und Ehre zu bereiten. Mit einer guten WM, mindestens einem Sieg, wenigstens einem Tor. Das Problem: Nichts von alledem steht für Nordkorea nach dem WM-Turnier in Deutschland zu Buche.

Am Mittwoch in Bochum erfüllten die Eleven aus der diktatorisch regierten Volksrepublik ihren Auftrag nicht. Beim 0:0 gegen Kolumbien gab es zwar den ersten und einzigen Punkt, aber zum dritten und letzten Mal kein Tor. „Wenn es nicht rund läuft, wird sich keine Einzelne über das Kollektiv erheben“, hatte Potsdams Trainer Bernd Schröder im Vorfeld des Turniers über den dreimaligen Asienmeister gesagt.

Es fehlen die Einzelkönner, die ein Spiel allein entscheiden können. „Die spielen Rasenschach“, befand Deutschlands Trainerin Silvia Neid. Freilich ohne Abschlussfähigkeit, bei allem Bemühen, das die Speerspitze Ra Un Sim mit unerschöpflicher Laufleistung an den Tag legte. Sie lief und lief, und alle ihre Mitspielerinnen eifrig um sie herum. Eigentlich ging es vor gerade einmal 7805 Zuschauern im Bochumer WM-Stadion um nichts mehr.

Für Nordkorea schon: Ein Tor kann das Leben verändern. Die Fußballerinnen gelten als Jong-Ils Lieblinge. Der 70-jährige Diktator gestattet ihnen ein besseres Leben. Die restriktivste aller Republiken belohnt ihre Sportler. Vor allem im Erfolg. Bleibt der aus, kann es zu Be-strafungen kommen. Unvergessen, dass die sieglosen Nordkoreaner nach der WM 2010 einem sechsstündigen, öffentlichen Rapport ausgesetzt worden sein sollen.

Ähnliches gilt für die Frauen nicht: Trainer Kim Kwang-Min hat dem Land mit 24 Millionen Einwohnern, darunter 70 000 Fußballerinnen, bereits eine kühne Ausrede präsentiert. Die kuriose Geschichte mit dem Blitzeinschlag nach der Niederlage gegen die USA wird ein Höhepunkt bleiben. Jetzt hat Kim Kwang-Min die nächste WM ins Visier genommen: „Dann wird die Welt ein anderes Team sehen.“