Stammplätze umkämpft: Bajramaj fordert Behringer
Aachen (dpa) - Knapp drei Wochen vor der Heim-WM geht der Kampf um die Stammplätze bei den deutschen Fußball-Frauen in die entscheidende Phase.
Ausgerechnet Werbestar und Medien-Liebling Fatmire Bajramaj muss mit Blick auf das WM-Eröffnungsspiel des Titelverteidigers am 26. Juni gegen Kanada um einen Platz in der ersten Elf fürchten. Im vorletzten Testspiel gegen die Niederlande am Dienstag in Aachen wird die Dribbelkünstlerin eine neue Chance bekommen, sich ins Rampenlicht zu spielen.
„Ich werde es der Bundestrainerin so schwer wie möglich machen“, kündigte die 23 Jahre alte Mittelfeldspielerin an. Dass sie beim 5:0 gegen Italien am 3. Juni zunächst 45 Minuten auf der Bank schmorte, ehe sie für ihre künftige Frankfurter Teamkollegin Melanie Behringer ran durfte, wurmte „Lira“ Bajramaj. Doch die eher sachlich und schnörkellos spielende Behringer hatte nach den Trainingseindrücken die Nase vorn.
Eine Stammplatzgarantie bedeutet dies aber keineswegs. Bundestrainerin Silvia Neid ist glücklich, zwei so unterschiedliche Spielertypen zu haben. Sie entscheidet je nach Gegner und Form, wer spielt. „Lira ist mit ihren technischen Fähigkeiten ganz wichtig für uns. Und Melanie hat mit ihrem geradlinigen Spiel und ihrem festen Schuss andere Qualitäten“, sagte Neid am Montag. „Ich will mich gar nicht auf eine Stammformation für die WM festlegen. Es kann auch mal sein, dass andere Spielerinnen beginnen und andere reinkommen und für die nötigen Akzente sorgen.“
Eine Position wird gegen Holland in jedem Fall neu besetzt. Denn Linda Bresonik fällt wegen einer Achillessehnenreizung aus. „Für sie wird Bianca Schmidt auf der rechten Abwehrseite spielen“, verriet Neid.
Auch wenn Bajramaj spielen will, Missgunst ist ihr fremd. Das Team steht im Vordergrund. „Ich freue mich auch, wenn 'Mel' gut spielt und wir gewinnen. Für mich zählt, gesund und fit zu sein, damit ich der Mannschaft helfen kann“, sagt sie diplomatisch. Behringer gibt sich ähnlich gelassen und setzt selbstbewusst auf einen fairen Konkurrenzkampf. Dass es den gebe, sei ja normal. „Jede hat ihre Stärken. Wir haben 21 Spielerinnen, die alle hereingenommen werden können, ohne dass es einen Niveauverlust gibt. Das macht es schwierig, unsere Mannschaft auszurechnen“, meinte die 25-Jährige.
Dass sich die als besonnen und ruhig geltende Behringer eine auf „Glamourgirl“ Bajramaj gemünzte kleine Stichelei nicht verkneifen konnte, verwunderte ein wenig. Böse gemeint war sie aber nicht. „Silvia Neid baut auf sportliche Leistungen und nicht darauf, wer am meisten in den Medien vertreten ist“, meinte Behringer, ergänzte aber: „Wir kommen alle gut miteinander aus.“
Nach Siegen gegen Nordkorea (2:0) und Italien (5:0) ist die Partie gegen Holland der vorletzte Härtetest 19 Tage vor dem WM-Start. Die Generalprobe erfolgt am 16. Juni in Mainz gegen Norwegen. In der vergangenen Woche unterlagen die „Oranjes“ gegen den deutschen WM-Auftaktgegner Kanada in Rom mit 0:2. Die DFB-Elf ist gewarnt. „Die Niederländerinnen sind immer unangenehm zu spielen“, meinte Stürmerin Inka Grings. Auch Birgit Prinz rechnet in ihrem 211. Länderspiel mit einer Geduldsprobe: „Sie stehen relativ geschickt hinten drin. Das wird ein hartes Stück Arbeit.“