Die Stärken der Laura Dahlmeier Biathlon-Bundestrainer Hönig über die Stärken von Laura Dahlmeier

Biathlon-Bundestrainer Gerald Hönig spricht im Interview über Laura Dahlmeier, Kälte und das Frauen-Team.

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Pyeongchang. Alles dreht sich um Laura Dahlmeier, den Star der deutschen Biathleten. Heute (12.05 Uhr/Eurosport und ARD) startet die 24-Jährige, die bereits Doppel-Olympiasiegerin ist, im Einzel über 15 Kilometer. Bundestrainer Gerald Hönig hat darauf geachtet, dass die 24-Jährige aktiv regeneriert.

Biathlon Damen-Bundestrainer Gerald Hönig

Foto: Hendrik Schmidt

Herr Hönig, mit Laura Dahlmeier haben Sie eine ganz besondere Athletin. Wie kommt es, dass sie in Pyeongchang bisher alles richtig macht?

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Gerald Hönig: Wenn ich sage, dass mir noch nie so eine komplette Biathletin untergekommen ist, die alles in sich vereint, was die Sportart ausmacht, tue ich Magdalena Neuner oder Kati Wilhelm nicht weh. Laura hat die konditionellen Voraussetzungen, die schießtechnischen Fertigkeiten, aber auch die mentale Stärke in Drucksituationen. Sie besitzt eine taktische Bandbreite, auf alle Situationen zu reagieren.

Wie trainiert sie das?

Hönig: Das ist nicht alles trainierbar, da hat sie manches auch in die Wiege gelegt bekommen. Das Bergsteigen bringt ihr auch viel, wie die Fähigkeit, im richtigen Moment Fehler zu vermeiden. Der kann bei dem Hobby fatale Folgen haben. Das hat sie von klein auf mitgekriegt. Dann ihr Fleiß und ihre Professionalität, das stellt Laura jetzt ein Stück weit über die anderen.

Sie hat im Verfolgungsrennen unter der Kälte gelitten. Geht es ihr gut?

Hönig: Das trifft alle. Wir sind seit einer Woche jeden Tag diesen Bedingungen ausgesetzt, das schlaucht und zehrt, wie ich es selbst noch nicht gemerkt habe — und wir Trainer laufen keine Rennen. Trotzdem spürt man die Erschöpfung. Daher liegt der Fokus nun darauf, dass die Athleten gut regenerieren. Wir haben erst zwei von sechs Rennen hinter uns und lehnen uns ja nicht zurück. Lauras Termine beschränken wir auf das Nötigste.

Wie sehr spürt Laura Dahlmeier die Belastung noch?

Hönig: Sie saß am Montagabend noch auf dem Ergometer, ist ausgefahren und hat gleich begonnen, sich auf den Einzel heute vorzubereiten. Sie hat sich aktiv erholt, aber den Aufenthalt in der Kälte runtergefahren. Ihr geht es soweit gut.

Ihr Pensum ist gewaltig, zudem werden Wunderdinge von ihr erwartet. Machen Sie sich keine Sorgen?

Hönig: Wir haben mit einer Athletin zu tun, die sehr erfolgsorientiert ist und sich extrem ausbelasten kann. Diese Fähigkeit hat sie auch, wenn es gefragt ist, noch diese eine Schippe mehr draufzulegen. Dass das auch mal zu Erschöpfung führt, ist klar. Wir versuchen das im Team gut hinzubekommen. Wir reden viel mit ihr über die Einsätze, und ich bin froh, dass sie sich subjektiv sehr gut einschätzt. Laura würde nicht auf einen Startplatz bestehen, wenn sie sich nicht in der Lage fühlt, in der Spitze mitzulaufen.

Bei so einer Topathletin geht das Team etwas unter.

Hönig: Es ist mir sehr wichtig, dass neben der alles überstrahlenden Laura auch das Team eine tolle Leistung gebracht hat. Im Sprint hat Vanessa Hinz mit dem letzten Schuss die Silbermedaille verfehlt, und in der Verfolgung hat sich Denise Herrmann von Platz 21 auf sechs vorgearbeitet. Wir schauen optimistisch nach vorne.

Alle reden über Laura Dahlmeier, aber was macht der Erfolg mit Ihnen, der vor vier Jahren in Sotschi sicher auch mal um seinen Job gebangt hat?

Hönig: Ich genieße das momentan schon, habe mich aber als Mensch und als Trainer deswegen nicht verändert. Sotschi war eine andere Situation. Wir hatten uns diese Spiele auch etwas anders vorgestellt, aber natürlich bin ich nicht mit der Erwartungshaltung hingefahren wie jetzt hierher. Wir bestimmen mit dieser Mannschaft die vergangenen Jahre das Niveau mit, haben jedes Jahr den Nationencup gewonnen, die Staffeln in Serie für uns entschieden. Das zeigt ja, dass die Mannschaft nicht nur aus Laura besteht, sondern aus mehreren guten Athleten. Das heißt für uns Trainer, wir haben mehrere Optionen.