Bitterer Tag für die Hockey-Frauen
Nach dem Aus fürchtet der DHB um Förder-Millionen.
London. Als nach der verpassten Halbfinalchance die Tränen der deutschen Hockey-Damen getrocknet waren, begannen die Sorgen des Sportdirektors erst richtig. Mit betretener Miene sprach Heino Knuf an diesem bitteren Londoner Montag von Deutschlands ungewisser Zukunft als Medaillenlieferant. Angesichts der nicht mehr zu erfüllenden Zielvereinbarung von zwei Olympia-Medaillen muss der ohnehin klamme Deutsche Hockey-Bund (DHB) Kürzungen in der Spitzenförderung befürchten. Und das, obwohl Hockey als „Medaillenbank“ vergangener Spiele in London als einzige deutsche Ballsportart überhaupt mit zwei Teams vertreten ist.
„Wir sind mit den Herren in der Weltspitze und mit den Damen nahe dabei. Da wäre es fatal, wenn man sofort Sanktionen einleiten würde“, betonte Knuf. Rund 1,6 Millionen Euro erhält der mit einem Gesamtetat von zwei Millionen Euro planende DHB vom Bundesministerium für Inneres (BMI) jährlich — eigentlich schon jetzt zu wenig, um mit den besser geförderten Hockey-Mächten Australien, England & Co. mitzuhalten.
Knuf erwartet, dass die DHB-Herren heute den Sprung in den Medaillenkampf schaffen und den Schaden begrenzen, der durch die nur um Olympia-Rang sieben spielenden Damen entstanden ist. „Ich hoffe, dass man das als Ausrutscher bewertet“, sagte Knuf. Denn 2004 in Athen hatten sie Gold geholt und 2008 in Peking immerhin Rang vier belegt.
Dabei hatten die deutschen Spielerinnen gegen Neuseeland ihre beste Turnierleistung gezeigt: 20 Chancen, darunter sieben Strafecken, wurden beim 0:0 nicht in Tore umgemünzt. Rekordnationalspielerin Natascha Keller, die nach ihrer Berufung zur Fahnenträgerin bei der Eröffnungsfeier nun vor einem bitteren Karriereende steht, kämpfte mit den Tränen. „Das war am Anfang eine tolle Geschichte, heute sind wir bitter enttäuscht, denn oft haben nur Millimeter gefehlt“, sagte die 35-Jährige.
Angesichts von je zwei Siegen und Niederlagen sowie einem Unentschieden bekannte sie aber auch: „Es war wirklich nicht unser Turnier. Leider haben wir zu viele Aussetzer gehabt.“