Lochte demütigt Phelps - China feiert Schwimm-Triumphe
London (dpa) - Ryan Lochte verpasste US-Superstar Michael Phelps eine demütigende Niederlage, Chinas Triumphator Sun Yang ließ dem enttäuschten Paul Biedermann immerhin noch dessen Weltrekord.
Als erster Schwimm-Olympiasieger Chinas verfehlte er am Samstagabend in London die Bestmarke des im Vorlauf überraschend gescheiterten Biedermann aus der Ära der Hightech-Anzüge um die Winzigkeit von sieben Hundertstelsekunden.
Suns erst 16 Jahre alte Teamkollegin Ye Shiwen hingegen verbesserte über 400 Meter Lagen den vier Jahre alten Weltrekord gleich um 1,02 Sekunden. Australiens Freistilstaffel der Frauen ließ über 4 x 100 Meter Weltmeister Niederlande hinter sich. Der Auftakt der olympischen Schwimm-Entscheidungen hatte es auch ohne Deutsche in sich.
Weltmeister Lochte gewann das Prestigeduell über 400 Meter Lagen gegen klar und verhinderte so den 15. Olympiasieg von Topstar Phelps. „Ich bin bereit, diese Spiele zu rocken“, sagte Lochte, diesmal in eher dezenten gelben Schuhen bei der Siegerehrung statt wie sonst im extravaganterem Outfit. Nach 4:05,18 Minuten lag er Welten vor der Konkurrenz und Phelps, der 4,10 Sekunden zurück nur auf Platz vier kam und eine Medaille verpasste. Silber sicherte sich der Brasilianer Thiago Pereira vor dem 17-jährigen Japaner Kosuke Hagino.
Enttäuscht verließ Phelps vor den Augen von US-Präsidentengattin Michelle Obama als Erster das Becken des Aquatics Centres. Die Schmach hatte sich bereits am Vormittag angedeutet, als er nur als Achter so eben den Finallauf erreicht hatte. „Mir geht es nicht so gut. Ich bin frustriert und will dieses Rennen hinter mir lassen“, sagte er.
Phelps hätte der erste Schwimmer mit drei Olympiasiegen nacheinander auf einer Strecke werden können. Die letzte olympische Niederlage des 26-fachen Weltmeisters datiert vom 16. August 2004. Bei den Spielen von Athen hatte er im damaligen „Jahrhundertrennen“ über 200 Meter Freistil Bronze geholt, hinter Pieter van den Hoogenband (Niederlande) und dem Australier Ian Thorpe.
Sun Yang, der schon bei seinem lässigen Einmarsch mit roten Kopfhörern Selbstbewusstsein demonstriert hatte, lag bei seinem Triumphzug klar auf Weltrekord-Kurs, verschenkte ihn aber nach 3:40,14 Minuten mit einem wenig optimalen Anschlag. „Ich habe nur auf mich geschaut“, sagte der in Australien trainierende Sun Yang. Hinter ihm schlug Weltmeister Park Tae-Hwan in 3:42,06 als Zweiter an. Der Südkoreaner war nach einem vermeintlichen Fehlstart im Vorlauf zunächst disqualifiziert worden. Nach einigem Hin und Her gab der Weltverband FINA einem koreanischen Protest statt.
Chinas Ye Shiwen sorgte für den ersten Weltrekord im nicht voll besetzten Londoner Aquatics Centre. Die 400 Meter Lagen schwamm die Weltmeisterin über die halbe Distanz in 4:28,43 Minuten eine Sekunde unter der bisherigen Bestmarke von Stephanie Rice (Australien) von den Spielen 2008 in Peking.
Australiens Freistilschwimmerinnen ließen über 4 x 100 Meter in 3:33,15 Minuten Weltmeister Niederlande um die Weltjahresbeste Ranomi Kromowidjojo hinter sich. Das deutsche Team um Britta Steffen hatte als Vorlauf-Neunter überraschend das Finale verpasst.