London gerüstet - IOC-Chef Rogge optimistisch

London (dpa) - Der Olympia-Countdown läuft, und für Jacques Rogge zählt jetzt nur noch der Erfolg der Spiele. Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hat die Macher von London aufgefordert, die Sicherheitsdebatte zu beenden und den Blick nach vorn zu richten.

„Die Sicherheit war ein Thema, aber jetzt ist es Zeit, das Ganze abzuhaken und sich Themen zu widmen, die für den Erfolg der Spiele wichtig sind“, sagte der IOC-Chef. Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak warnte dagegen am Sonntag vor einer „globalen Terrorkampagne“ des Irans und der mit ihm verbündeten Hisbollah im Libanon. Barak sagte dem israelischen Rundfunk am Sonntag, im Visier seien internationale und israelische Ziele. Die britischen Sicherheitskräfte erhielten Unterstützung von vielen internationalen Sicherheitsorganen, um einen Anschlag während der Olympischen Spiele in London zu verhindern.

Rogge zeigte sich mit der Sicherheit in der Acht-Millionen- Metropole sehr zufrieden. Die britische Regierung und das Organisationskomitee LOCOG hätten dem IOC signalisiert, alle notwendigen Sicherheitsvorkehrungen seien getroffen worden. Der Belgier rechnet mit erfolgreichen Spielen. „Sie wurden sehr gut vorbereitet von Menschen, die den Sport kennen und lieben. Deshalb habe ich hohe Erwartungen“, meinte der 70-Jährige vor den letzten Spielen seiner Amtszeit. Im kommenden Jahr wird im September in Buenos Aires sein Nachfolger gewählt.

In höchsten Tönen lobte Rogge das olympische Dorf. Athleten und Trainer seien „absolut ekstatisch über die Qualität des olympischen Dorfes“, sagte er. Im peinlichen Ticketskandal, in dem zahlreiche Funktionäre der olympischen Familie Eintrittskarten für die London-Spiele zum zigfachen Preis angeboten haben sollen, kündigte er erste Ergebnisse für Ende September oder Anfang Oktober an. „Das ist ein großer Fall, in den mehr als 20 Menschen und viele Organisationen verwickelt sind. Das Recht auf eine Verteidigung sieht vor, dass alle Gelegenheit haben müssen, sich zu erklären“, sagte Rogge.

Der Anti-Doping-Kampf wird bei den XXX. Sommerspielen eine neue Dimension erreichen. Rogge bekräftigte die Null-Toleranz-Politik des IOC. „Wir haben absolut die Idee und Absicht, den Kampf gegen Doping so hart wie möglich zu führen“, erklärte der Belgier. Das größte Anti-Doping-Programm der Geschichte sieht die Rekordzahl von 6250 Tests - inklusive Paralympics - vor.

Doch allein die Superlative nötigen dem Dopingexperten Werner Franke wenig Hochachtung ab. „Zunächst mal ist es vor allen Dingen angesichts der Zahl, die da verkauft wird, albern“, sagte der Molekularbiologe in einem Interview des Rundfunksenders „Deutschlandradio Kultur“. „Das soll die Leute beeindrucken.“

Unterdessen ist das olympische Feuer in London eingetroffen und hat in der britischen Hauptstadt etwas mehr Olympia-Feeling verbreitet. Zu den prominenten Fackelläufern gehört auch DOSB-Präsident Thomas Bach. Der Fecht-Olympiasieger wird am Donnerstag mit der Nummer 161 im Stadtteil Westminster an den Start gehen. Bach ist bereits zum vierten Mal Fackelträger. Er hatte das olympische Feuer schon 2004 in Berlin auf dem Weg nach Athen getragen, 2008 in Peking und 2010 in Vancouver. „Der Fackellauf ist für mich fast so emotional wie eine Siegerehrung“, sagte er.

Erst zum dritten Mal in der Olympia-Geschichte überhaupt dürfen Sportler unter der olympischen Flagge starten. Neben dem Marathonläufer Guor Marial erhalten drei Athleten von den ehemaligen Niederländischen Antillen vom IOC diese Chance. 1992 in Barcelona konnten Sportler aus Ex-Jugoslawien unter der Flagge mit den fünf olympischen Ringen antreten, 2000 in Sydney Athleten aus Osttimor.

Papst Benedikt XVI. wünscht sich harmonische Sommerspiele. „Beten wir dafür, dass die Olympischen Spiele eine wahrhaftige Erfahrung der Brüderlichkeit zwischen den Völkern der Erde sein werden“, sagte Benedikt am Sonntag beim Angelusgebet in seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo südlich von Rom. Die Spiele seien das größte Sportereignis weltweit mit starkem symbolischen Wert. „Darum schaut die katholische Kirche mit besonderer Sympathie und Aufmerksamkeit auf sie.“